Archiv September 2012

*TILT* XVII

Mein Auto ist wieder da. Nach ca zehn Wochen Wochen ohne vierrädrigen fahrbaren Untersatz ist es wieder da. Das ist auch gut so, denn der Herbst ist mit seinem Kumpel, dem Regen, ins Land gezogen. Man kann zwar wie bisher auch mit dem Motorrad zur Arbeit fahren, aber schön wäre was anderes.

Ich schmeiße mich also voll Freude auf den Fahrersitz, Schlüssel ins Zündschloß, drehen und los gehts. Gerne auch mit Musik, also Radio an. Es kommt aber nichts, nur eine Aufforderung den Code einzugeben. ARGH! Wo soll ich den herbekommen? Schlußendlich habe ich ihn am nächsten Tag aufgetrieben, also auf zur Eingabe.

Das Radio besitzt eine Zehnertastatur. sollte also nicht allzu schwierig sein.

Ich drücke die erste Ziffer, im Display tut sich nichts.

Ich drücke die zweite Ziffer, im Display tut sich nichts.

Ich drücke die dritte Ziffer, im Display tut sich nichts.

Ich drücke die erste Ziffer, im Display tut sich etwas.

Einige Versuche später bin ich so schlau, das lediglich die Tasten 1 bis 4 beim Drücken eine Reaktion hervorrufen. Angemessen angesäuert rufe ich den Ford-Händler an. Der spricht wie folgt:

FH: Also, wenn sie den Code eingeben, dann drücken sie die Tasten 1 bis 4 so oft, wie die Zahl ihres Codes ist. Wollen Sie also die 5678 eingeben, drücken Sie fünfmal die eins, sechsmal die zwei usw. Abgeschlossen wird die Eingabe mit der Taste 5.

Ich: *TILT*

Hallo? Das Radio hat eine Zehnertastatur. Welcher weltfremde Ingenieur ist denn auf die Idee gekommen, diese Tatsache einfach zu übersehen und stattdessen eine derartig bescheuerte Methode zu wählen? Und welcher Hansel in der Qualitätskontrolle hat denn gepennt, als ihm dieser Vorschlag auf den Tisch gelegt wurde?

Da bin ich aber mal froh, das ich Senderfrequenzen nicht so eingeben muß. Achtundachtzig mal die eins drücken, dann acht mal die zwei (für die Nachkommastelle) und abgeschlossen wird die Eingabe mit der drei. Obwohl das konsequent wäre.

Joy und Zeta

Noch ein Nachtrag zum Sommerurlaub.

Wir waren ja auf Ameland. Einen guten Teil unserer Zeit haben wir am Strand verbracht, die Kinder buddelnd und schwimmend die Eltern lesend und chillend. Während ich da so chillend herumlag, kam eine Gruppe Menschen hoch zu Roß vorbei und in mir poppte plötzlich die Idee auf „Das können wir doch auch mal machen.“. Keine Ahnung wieso, ich habe mit Pferden nichts am Hut und geritten bin ich das letzte mal mit vier Jahren auf einem Pony namens Pollux.

Da sich meine Ideen manchmal unter Umgehung des gesunden Menschenverstandes direkt artikulieren war der Schaden bereits angerichtet. Die Kleine war total angetan von dem Vorschlag, die Kinder etwas weniger, aber willens, es auszuprobieren. Der nächste Schritt war logisch und schnell erledigt: Pferde reservieren.

Wie mies die Idee wirklich war, wurde mir vollumfänglich am nächsten Tag klar. Wir kamen auf den Reiterhof und bekamen die Namen der uns zugeteilten Zossen mitgeteilt. Die Kleine sollte Joy bekommen und ich ein Pferd namens Zeta. Zeta war das mit Abstand größte Pferd auf dem Hof. Sie war so groß, daß ich neben ihr stehend nicht über sie hinweggucken konnte und ich bin etwas über einen Meter neunzig groß. Die Frage stellte sich, wie man auf sein ein Ungetüm heraufkäme. Sagen wir einfach, es hat geklappt und die Adjektive „elegant“ oder „würdevoll“ hatten wenig damit zu tun.

Gott sei Dank hat das Pferd mitgeschnitten, was für ein Vogel im Sattel saß und völlig darauf verzichtet, irgendwelche Sperenzchen zu veranstalten. Unter der Führung einer jungen Dame sind wir dann eine Stunde lang friedlich durch die Dünen und über den Strand geritten und ich muß sagen, es hat sogar Spaß gemacht (was nicht zuletzt auch an dem sehr langmütigen Pferd lag). Nicht mal Muskelkater hatte ich am nächsten Tag.

Noch eine Zahl: 3700

Neulich im Radio gehört: das durchschnittliche Bruttoeinkommen in Deutschland liegt bei 3700 Euro. Da habe ich nicht schlecht gespannt und war gleichzeitig enttäuscht. Denn da liege ich doch deutlich drunter.
Jetzt frage ich mich, wie dieser Wert zustande kommt. Ist das Einkommensniveau im Durchschnitt wirklich so hoch oder reißen einige Extremgutverdiener den Schnitt so nach oben? Mir fiele aus meinem Umfeld nur einer ein, der diese Marke knackt. Der Rest dürfte sich mehr oder weniger deutlich darunter bewegen. Und was ist mit den angeblich so vielen geringfügig Beschäftigten? Wie finden die sich in diesem Wert wieder? Oder sind es am Ende gar nicht so viele?
Fragen über Fragen…

Ein Unfall und die Folgen

Am Freitag war ich mit Sohn nach längerer Zeit mal wieder auf dem Moped unterwegs. Der Plan war in Richtung eines Motorradtreffs zu fahren, dort was zu essen und ggf zu trinken und dann gemütlich wieder heimwärts zu fahren.

Wie so oft kam es anders. Auf etwa halber Strecke sind wir an einem anscheinend ziemlich schweren Motorradunfall inkl Personenschaden vorbeigekommen. Beim Vorbeifahren an der Unfallstelle sah es so aus, als wäre der Motorradfahrer einem Polo (oder Golf) seitlich in den Wagen gebrettert. Da der Unfall an einer Ausfahrt passiert ist, kann ich mir ungefähr vorstellen, wie es dazu gekommen ist. Das Zweirad ist ein Totalschaden, Vorderrad und Gabel waren abgerissen. Das Auto braucht eine komplett neue Beifahrerseite und vielleicht einen Besuch auf der Richtbank.

Danach war es mit dem Spaß am Fahren für beide vorbei. Bei mir ging das soweit, das ich auch am Sonntag, als ich mit Schwägerin und deren Freund fahren wollte, immer noch nicht so richtig frei im Kopf war und die Tour abgebrochen habe.

So ein Unfall ist so schnell passiert. Selbst wenn man selbst alles richtig macht und vorsichtig fährt, schützt es einen doch nicht vor Autofahrern, die einen beim Spurwechsel oder beim Herausfahren aus einer Ausfahrt übersehen. Das ist schon beängstigend. Bisher habe ich immer Glück gehabt und bin ohne Blessuren davon gekommen, aber das muß ja nichts heißen. Ich drücke jedenfalls dem Motorradfahrer und so vorhanden seinem Sozius die Daumen.

Und sonst so?

Es ist immer noch alles gut im Schlauschiesserland. Die Beziehung mit der Kleinen wächst und gedeiht, Hund und Katze geht es gut, die Lage an der Jobfront ist ruhig und entspannt.

In den Sommerferien waren wir zu viert für eine Woche auf Ameland, der Insel auf die ich als Kind und Jugendlicher alljährlich mit wachsender Begeisterung gefahren bin. Das letzte Mal ist zwar schon gute zwanzig Jahre her, aber trotzdem habe ich feststellen können, das ich mich noch ganz gut auskenne. Sogar das Haus, in dem wir damals untergekommen waren sieht noch (von einigen kleineren Umbauten abgesehen) genauso aus wie seinerzeit. War schön. Sogar das Wetter hat mitgespielt. Ich bin zwar nicht der große Freund des Den-ganzen-Tag-am-Strand-liegens, aber die Kinder hatten Spaß wie tausend und irgendwie erholsam ist es ja doch.

Die Katze ist jetzt offiziell Freigängerin, d.h. sie darf raus wenn sie möchte. Damit nichts unvorhergesehenes passiert ist sie letztens kastriert worden. Bis jetzt hat das keine merkbare Verhaltensänderung mit sich gebracht. Sie jagt immer noch mit Erfolg Mäuse, die sie dann auch schon mal mitbringt und seit neuestem auch Libellen, die sie an Ort und Stelle frißt. Jedem das seine.

Sohn ist jetzt ein Fünftkläßler. Eine Tatsache, die ihn nicht wenig stolz macht, glaube ich. Dummerweise hat er aber schon Streß mit einem neuen Mitschüler, der ihn neulich so weit gebracht hat, das er sich körperlich zur Wehr gesetzt hat. Zum allerersten Mal. Was seinen Vater nicht wenig stolz gemacht hat. Mal sehen, wie das weitergeht.

Die Kleine hat seit heute einen unbefristeten Arbeitsvertrag, dem sie schon seit geraumer Zeit hinterherläuft. Sie freut sich ein drittes Bein und ich mit ihr.

Einziger Negativpunkt: mein Auto steht immer noch in der Werkstatt, seit einigen Wochen nunmehr. Jedes Mal, wenn die Mechaniker reingeschaut haben, haben sie neue Katastrophen gefunden. War es zuerst nur der vierte Zylinder, an dem die Ventilsitze verbrannt waren, kamen die anderen drei noch dazu. Dann die Auskunft, der Zylinderkopf sei gerissen, was aber nicht so schlimm sei denn „wir haben hier noch einen rumliegen.“. Folgend die Mitteilung die Zylinderlaufbahnen wären hinüber und beim Ausbau der Kolben seien ihnen die Kolbenringe entgegengebröckelt, weil verbrannt. Neue Kolben gibt es in ganz Deutschland nicht zu kaufen, nur in Verbindung mit einem Ersatzmotor. Letzter Stand ist jetzt, das es wohl doch einen Weg gibt, Laufbahnen und Kolben aufzuarbeiten, so das man sie weiter benutzen kann. Ende offen. Derweil hoffe ich auf einen langen und schönen Spätsommer, damit ich weiterhin mit dem Motorrad zur Arbeit fahren kann.

688

Diese Zahl geistert seit einigen Tagen durch die Medienlandschaft.

Sie beziffert die Höhe der Rente, die einem Arbeitnehmer ab 2030 zusteht, wenn er 30 (dreißig!) Jahre lang in die Rentenkasse einzahlt und dabei durchschnittlich 2500 Euro brutto verdient hat.

688 Euro im Monat

Toll, oder? Bei solchen Perspektiven macht arbeiten gehen doch mal richtig Spaß. Und da sich niemand hinstellt und diese Zahl öffentlich in Frage stellt, nehme ich an, das sie ziemlich dicht an der Wahrheit liegt oder gar die Wahrheit ist.

Mohooment wird der eine oder andere einwenden. Private Vorsorge tut not und ist unabdingbar, das wisse doch jeder.

Stimmt, aber auch die muß man sich leisten können. Wer weniger als die 2500 Euro verdient (und das sind nicht wenige), wird sich sich unter Umständen ziemlich schwer tun, Geld für Dinge zu erübrigen, die erst in vielen Jahren akut werden. Aber irgendwann ist es dann unausweichlich: man ist alt und stellt fest, das man als Belohnung für ein Arbeitsleben nicht mal den Sozialhilfesatz bekommt. Ebenso unausweichlich ist das was folgt: der Gang zum Sozialamt (was viele aus Stolz vermeiden. Nachvollziehbar, wie ich finde) oder die Suche nach einem Job, um die Rente auf ein Niveau zu heben, das einem zumindest das Überleben sichert. Die Statistiken vermelden, das diese Bewegung Älterer in den Arbeitsmarkt bereits eingesetzt hat (u.a. hier). Was natürlich am anderen Ende des Altersspektrums für Probleme sorgt, wenn plötzlich Rentner zur Verfügung stehen, die die einfachen Jobs für kleines Geld machen. Denn dann stehen diejenigen, bei denen es, aus was für Gründen auch immer, zu einer Ausbildung nicht gereicht hat, im Regen: die paar Jobs, die es für sie gibt machen andere für weniger.

Natürlich gibt es die Politiker die zynisch bejubeln, das die Rentner ja immer länger fit und aktiv blieben und einen wertvollen Beitrag zum Arbeitsmarkt lieferten. Das in vielen Fällen blanke Not dahinter steckt kommt in ihrer Welt nicht vor. Wie denn auch: ein Abgeordneter bekommt bereits nach einem Jahr Bundestagszugehörigkeit 2,5% seiner Abgeordnetenentschädigung von 8252 Euro (ab dem 01.01.2013) als Altersentschädigung. Jedes Jahr, das er im Bundestag verbringt kommen weitere 2,5% dazu, bis zu einer Obergrenze von 67,5% (Quelle). Das heißt bereits nach vier Jahren hat er einen Anspruch auf 825 Euro Rente. Hält er zwei Legislaturperioden durch sind es bereits 1650 Euro. Dazu kommen noch Rentenansprüche aus den Tätigkeiten, die er vor und nach seiner Abgeordnetentätigkeit ausübt. Wenn solche Leute über Altersarmut sprechen, dann ist es, als rede der Blinde von Farben.

Sommerpause vorbei

Zugegeben: das war schon eine etwas sehr überdehnte Pause, aber immerhin ist auch sie vorbei. Ab morgen geht es weiter in diesem Theater. Stoff genug gibt es ja.

Bleiben Sie mir also gewogen und schauen Sie ruhig mal wieder vorbei.