Archiv Juli 2012

Rauschen im Blätterwald

Ist ja mal wieder Sommerloch, auch wenn man es beim Blick aus dem Fenster kaum glauben mag.

Und wie jedes Jahr fallen aufgrund der eher mauen Nachrichtenlage die kleinen Nachrichten, die man sonst einfach übersehen hätte, umso mehr auf.

Momentan rauscht es ganz schön über das Thema, ob Peter Altmaier schwul ist oder nicht. Oder vielmehr: darf eine Zeitung spekulieren, ob er schwul ist oder nicht? Die BamS hatte ihn gefragt, warum man ihn noch nie in weiblicher Begleitung gesehen hätte und seine Antwort war schwammig

[…]Doch der liebe Gott hat es so gefügt, dass ich unverheiratet und allein durchs Leben gehe.[…]

Das kann alles oder nichts bedeuten, und so hat es die taz in Form ihres Redakteurs Feddersen auf sich genommen, diese Worte für uns zu „dechiffrieren“ (das hat der tatsächlich so gesagt). Später wurde der Artikel wieder aus dem Netz genommen und die Chefredakteurin der taz entschuldigte sich mit den Worten (Quelle)

[…]politisch wie moralisch ist die sexuelle Orientierung eines Menschen irrelevant. Sie ist Privatsache. Entsprechend sollte sich die taz weder an Zwangsoutings noch an Gerüchten über die sexuelle Orientierung beteiligen.[…]

Und jetzt herrscht eine rege Diskussion. Ob es richtig war, zu spekulieren. Oder den Artikel zurückzuziehen. Ob die sexuelle Orientierung Privatsache ist.

Bei dem von mir gern gelesenen Stefan Niggemeier gibt es einen Artikel im Blog, der mich eher verstört. Da finden sich Stellen wie

Denn die »sexuelle Orientierung« von Menschen gilt in den Medien nur dann als »Privatsache«, wenn die betreffenden Menschen schwul oder lesbisch sind. Die Information, dass ein Mann mit einer Frau zusammen oder verheiratet ist, gilt hingegen keineswegs als schützenswerte »Privatsache«. […]

Meine Meinung: es ist jedermanns ganz eigene Entscheidung offenzulegen, ob und mit wem er zusammen ist. Das gegengeschlechtliche Paare dieses häufiger tun liegt wahrscheinlich daran, das ihnen weniger zweifelhafte Reaktionen entgegenschlagen. Denn so weit sind wir noch nicht, das homosexuelle Paare als das wahr- und hingenommen werden, das sie sind: nichts besonderes. So ist es für mich nachvollziehbar, wenn sich jemand entscheidet, seine Homosexualität für sich zu behalten. Gerade wenn er oder sie an so herausgehobener Position wie einem Kabinettstisch sitzt.

Dadurch, dass man Homosexualität — anders als Heterosexualität — als etwas besonders Intimes, Privates, Verheimlichenswürdiges darstellt, trägt man zur Diskriminierung von Schwulen und Lesben bei.[…]

Meine Meinung: also soll man sie alle in die Öffentlichkeit zerren, ob sie wollen oder nicht? Und wenn sie dann für alle und jeden gut sichtbar als homosexuell dastehen, dann erledigt sich das mit der Diskriminierung von alleine? Ich glaube kaum. Wer sich nicht outet, hat seine Gründe und die sind zu respektieren.

Es ist selbstverständlich eminent politisch, ob und wie schwule Politiker und Prominente zu ihrem Schwulsein stehen. Guido Westerwelle hat in all den Jahren, als er sich weigerte, öffentlich zu seiner Homosexualität zu stehen, ein verheerendes Zeichen gesetzt. Er hat der Welt demonstriert, dass Schwulsein etwas ist, das man am besten verheimlicht, etwas Privates, Peinliches, Schmuddeliges, Gefährliches. […]

Meine Meinung: nö, ist es nicht. Ich bin positiver Gefühle und Meinungen dem Politiker Guido Westerwelle gegenüber völlig unverdächtig, aber hier kann ich nicht zustimmen. Vielleicht hatte er einfach keine Lust, sich mit solch einer Offenbarung der Gefahr auszusetzen von der Boulevardpresse durch den Dreck gezogen zu werden. Vielleicht ist er auch der Meinung, es gehe niemanden etwas wen der Privatmann Westerwelle liebt. Vielleicht ist es auch etwas ganz anderes: wir wissen es nicht und es geht auch niemanden etwas an. Ich würde jedenfalls aus seiner Verschlossenheit zu diesem Thema nicht den Schluß ziehen wollen, Homosexualität sein peinlich, schmuddelig oder gefährlich. Wer so etwas glaubt, der braucht für gewöhnlich auch keine Anregung von außen.

Peter Altmaier ist entweder jemand, der glaubt, dass seine Homosexualität etwas ist, das er verschweigen muss. Oder er wird für schwul gehalten, obwohl er es gar nicht ist. Wenn er selbst nicht bereit ist, für Aufklärung zu sorgen, muss man wenigstens darüber diskutieren dürfen.

Meine Meinung: Oder Peter Altmaier ist der Meinung, es geht die Welt einen Scheiß an, welches Geschlecht er liebt und hat die Gelassenheit, diese vollkommen irrelevante Diskussion an sich vorbei ziehen zu lassen.

Und natürlich darf man über diese Frage diskutieren, ist ja schließlich Sommerloch. Wenn wir Glück haben, taucht in irgendeinem Baggersee noch ein Krokodil auf und dann hat sich das sowieso erledigt.

Tja, schade

Mittwoch habe ich mein Auto in die Werkstatt gebracht, weil die Motorkontrolleuchte angegangen ist.

Erste Diagnose per Wartungscomputer: Zylinder 4 hat die Arbeit eingestellt. Der Mechanikus meinte, ein Zündkerzenwechsel helfe manchmal. Und wenn nicht, dann müsse die Zündspule getauscht werden. Das käme dann auf 200 Euro Material plus Einbau. Also irgendwas um 300 Euro insgesamt. Dafür wäre das Problem dann aber auch gelöst.

Oder auch nicht.

Denn, so wurde mir am nächsten Morgen telefonisch mitgeteilt, weitere Tests nach erfolgtem Kerzentausch hätten ergeben, das es nichts elektrisches sei, was das Problem verursache, sondern etwas mechanisches. Und damit verlassen wir die Region der dreistelligen Reparaturkosten und betreten den vierstelligen Bereich.

Es sei denn (und darauf ruhen gerade alle meine Hoffnungen), die Beziehungen des werdenden Schwiegervaters zu einer speziellen Motorenwerkstatt bringen etwas. Teuer wird es in jedem Fall, aber vielleicht bleibt es ja doch dreistellig. Hoffentlich…

Genau so etwas meinte ich

Als hätte ich es bestellt, liefert mir heise online heute wieder eine Meldung, die mich sprachlos vor Ärger und Verzweiflung über unsere Regierung und den zugehörigen Abgeordneten macht.

Es geht um das neue Meldegesetz. Im Grunde wird dort gesagt, das Adreßhändler sich gar nicht mehr richtig Mühe geben müssen, um ihren Datenbestand aktuell zu halten. Wenn Sie beim Ummelden des Wohnsitzes nicht aktiv einer Weitergabe ihrer Adreßdaten inkl akademischen Titels widersprechen, dürfen die Meldeämter diese Daten an diese Schmeißfliegen verkaufen. Und wenn diese moderne Form der Krätze höflich bei den Meldeämtern nachfragt, ob die Daten, die sie von ihnen haben denn auch noch stimmen, dann hilft ihnen auch die ganze Widersprecherei nichts, weil solche Anfragen davon nicht gedeckt sind.

Weil sie (die Regierung) schon wußte, was für einen unglaublichen Haufen unappetitlicher Masse sie da produziert hat, verlegte sie die Abstimmung im Bundestag darüber mal flugs auf den Tag des Halbfinals Deutschland-Italien. Wohl wissend, das auf den normalerweise schon spärlich besetzten Sitzen des Bundestages noch viel weniger Leben herrschen würde und Nachfragen entsprechend sparsam dosiert zu erwarten wären.

Anderthalb Wochen hat es gedauert, bis diese Tatsache ruchbar und die ersten Medien aufmerksam wurden. Als erstes ist die Verbraucherschutzministerin aufgewacht, bei der doch die Amtsbezeichnung eigentlich darauf hindeutet, das sie bei solchen Vorhaben aufheulen müßte. Aber wahrscheinlich hat ihr niemand Bescheid gesagt oder sie war bei der entsprechenden Sitzung eine rauchen. Jedenfalls ist sie jetzt gegen das Gesetz. Jetzt, wo alle es zerreißen. Nicht vorher, wie man es hätte erwarten dürfen müssen. Diese Dame soll unsere Interessen schützen. Der Himmel steh uns bei…

Auch Horsti hat die Backen wieder ganz dick aufgeblasen und macht auf harten Mann: „Wenn das stimmt, was ich bisher weiß, dann wird Bayern dem nicht zustimmen“ (Quelle). Horsti, altes Frettchen. Wieso weißt Du erst jetzt davon? Du bist doch einer der Großen da in Berlin, oder nicht? Oder warst Du mit der Ilse vor der Tür, als es interessant wurde? Und wieso meldet dpa eigentlich, das die Änderungen, die in letzter Minute eingefügt wurden „auf ausdrücklichen Wunsch der CSU“  gemacht wurden? (Quelle s.o.) Kennst Du Dich in Deinem eigenen Laden nicht aus? Ist der Huber Erwin aus dem Unterholz heraus quergeschossen?

Und das macht mich so wütend: hätte keiner was bemerkt, hätte sich keiner dieser Politiker gemeldet. Aber jetzt, wo sie im Fokus stehen gerieren sie sich als Hüter und Beschützer des Volkes gegen eine Idee, die sie SELBER GEHABT HABEN. Widerlich.

Aufschlußreich

Wer immer mal wissen wollte, wie sich der Bundeshaushalt eigentlich aufteilt und wer wie viel wofür ausgeben darf, der findet es hier optisch ansprechend dargestellt.

Zwei Fragen haben sich mir aufgedrängt. Zum einen, ob eigentlich der Finanzminister ob der Tatsache, daß in seinem Etat 35 Milliarden Euro (35.000.000.000 Euro) nur für Zinsen draufgehen, schlecht schläft. Zum anderen, wie er eigentlich den versprochenen ausgeglichenen Haushalt hinbekommen will. Denn nicht mal jetzt, da die Konjunktur gut läuft und die Steuereinnahmen hoch wie nie sind, kommt er ohne eine Kreditaufnahme im zweistelligen Milliardenbereich aus. Wie soll es also gehen, wenn die Wirtschaft wieder nachläßt? Denn davon kann man ausgehen, ein permanentes Hoch hat es nie gegeben.

Wir werden sehen. Und im Zweifel wieder bezahlen. Entweder bar oder über abgespeckte Leistungen.

Wie versprochen

Hier also der versprochene Katzencontent.

Hauptdarsteller: Hupe

Nebendarsteller: Hund

Also: so wie es aussieht, besteht Hupes Daseinszweck hauptsächlich darin, das zu tun:

Weil das anscheinend anstrengender ist, als es aussieht, ist das hier ebenfalls sehr beliebt:

 

Der Hund erträgt den Familienzuwachs mit bewundernswerter Gelassenheit:

Obwohl es ihn streckenweise schon ziemlich nervt, das er nicht mehr in Ruhe wedeln kann, weil dann ein heimtückisches Biest aus dem Hinterhalt seinen Schwanz attackiert.

 

Sprachlos

Ist schon wieder verdammt lange her, das sich hier etwas getan hat. Diesmal weiß ich sogar warum: das, was da draußen in der Welt im Großen wie im Kleinen vor sich geht macht mich zunehmend sprachlos. Es scheint so, das ein großer Teil der Welt schlicht verrückt geworden ist, ein anderer Teil ist schlicht bösartig und manche sind schlicht ignorant. Mischungen kommen natürlich auch in allen Variationen vor.

Ein Beispiel: seit über einem Jahr gibt sich Syriens oberster Mörder alle Mühe, sein Volk zu dezimieren, wo er nur kann. Die Welt steht daneben und schaut zu. Sie verhandelt, der Mörder macht Versprechungen, das alles besser werden wird. Und dann, Mirakel! Mirakel!, bricht er seine Versprechen bei erster Gelegenheit und alle jammern, als wäre das nicht von vornherein klar gewesen. Ernsthafte  Aktionen der UNO scheitern am Veto des größten Waffenlieferanten des Landes (Rußland) und an einem Land, das diesen Umgang mit Bürgern für völlig ok hält (China). Und so wird aufgefordert, beklagt, fassungslos kommentiert und betroffen in die Kamera geglotzt, während vor Ort die Armee von Massaker zu Massaker eilt und dabei alles um die Ecke bringt, was sich finden läßt. Frauen, Kinder und Greise inklusive. Nicht mal vor dem Vieh wird halt gemacht.

Ein anderes Beispiel, bei immerhin niemand zu schaden gekommen ist. Außer dem (Rest-)Glauben an die Vernunft einheimischer Politiker vielleicht. Das Betreuungsgeld. Jeder, wirklich jeder bis hin zur OECD, hat erkannt, das davon nichts Gutes kommt. Das es bestenfalls rausgeschmissenes Geld ist und schlimmstenfalls den Kindern schadet, denen es besser getan hätte, wenn sie in einen Kindergarten gekommen wären, anstatt zu Hause zu bleiben. Aber Horsti macht auf dicke Hose und drückt das mit aller Gewalt durch. Warum? Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund warum sich der Hund die Eier leckt: weil er es kann. Er weiß genau, daß das Merkelchen auf ihn und seine Gesellen (die übrigens auch nicht durch die Bank Feuer und Flamme für die Idee sind) nicht verzichten kann. Außerdem weiß er natürlich, das dem anderen Koalitionspartner (der bestbezahlten Clownstruppe der Republik) bei dem Gedanken an Koalitionsbruch und Neuwahlen mächtig die Düse geht. Denn die sähen wir im nächsten Bundestag mit einiger Sicherheit nicht wieder. Also setzt er sich bequem hin, bellt und knurrt ab und an in Richtung Berlin und leckt sich in der Zwischenzeit genüßlich die Unaussprechlichen. Und bezahlen dürfen wir den ganzen Scheiß. Wer auch sonst.

So geht das jeden Tag. Wann immer ich Nachrichten höre oder lese kann ich sicher sein, das irgendein Trockenobst sich wieder eine Idee aus den verknöcherten Windungen seiner Denkblase gewrungen hat. Und anstatt den Unrat aufzuwischen und sich dann still zu schämen, rennt dieser Denkbefreite damit zu einer beliebigen Zeitung um sich für seinen Auswurf feiern zu lassen. Nicht schön. Es macht auch müde und resigniert. Manchmal hilft da selbst blanker Zynismus nicht weiter.

Natürlich gibt es auch wunderbare Sachen, die sich um mich herum tun. Aber die finden alle im privaten Umfeld statt, was meiner ursprünglichen Absicht zuwiderläuft, das hier nicht als reine Privatlebensdoku zu gestalten. Vielleicht sollte ich das aber noch mal überdenken. Sonst halten Sie mich hinterher noch für einen Misanthropen und blanken Zyniker.

Ich glaube, ich versuche es morgen mal mit Katzencontent. Das hat ja eine gewisse Fröhlichkeit und einen kaum zu schlagenden Niedlichkeitsfaktor. Eine Katze haben wir, da sollte also was gehen…