Archiv Dezember 2009

Schon wieder

Morgen ist es wieder soweit: das halbjährliche Personalentwicklungsgespräch steht an. Und wie üblich ist mir bei dem Gedanken daran etwas flau. Was aber, genau betrachtet, ein Fortschritt ist: ich habe auch schon mal die nackte Panik bei dem Gedanken gehabt. Und zwar mindestens eine Woche im voraus.

Trotzdem will ich froh sein, wenn es vorbei ist und wieder ein halbes Jahr Ruhe herrscht.

Irgendwie leide ich gerade unter einer recht ausgeprägten Schreibunlust.

Die könnte direkt mit der bleiernen Müdigkeit zusammenhängen, die mich seit Tagen befallen hat. Es ist schon lange her, daß ich mich so müde gefühlt habe. Daß es tagsüber draußen nicht wirklich hell wird, hilft auch nicht weiter. Genausowenig wie drastisch gesteigerter Kaffeekonsum.

Ich arbeite mal daran und hoffe daß das Eine zusammen mit dem Anderen verschwindet.

So sieht es aus

Sie erinnern sich vielleicht: hier habe ich ich ihnen die verschiedenen Bedeutungen des Wortes „spanabhebend“ erläutert.

Und da ein Bild mehr sagt als tausend Worte präsentiere ich ihnen ein solches:

Headcrash.jpg

Der dunkle Ring in der Mitte ist die Stelle, an der der Schreib-/Lesekopf die Oberfläche berührt hat. Dabei hat er eine fühlbare Riefe in die Oberfläche gefräst. Erstaunlich.

Das er dabei seine Funktion eingebüßt und ein halbes Terabyte an Daten vernichtet hat ist irgendwie nachvollziehbar.

Tage wie dieser

lassen einen hoffnungsfroh in Richtung Rente schauen.

Angefangen hat er mit einer Spontanschulung für einen Kollegen aus einem anderen Land, in dem mein Arbeitgeber tätig ist. Spontan deswegen, weil zwar bekannt war, daß er kommt (eigentlich waren drei angekündigt, aber da muß man flexibel sein), aber keiner wirklich darauf geachtet hat, daß auch jemand da ist, der die Schulung machen kann. So war denn einer krank, einer hatte spontan Urlaub eingereicht, einer spricht kein Englisch. Bleibt einer übrig. Erfahren habe ich das am Freitag gegen halb vier.
Heute morgen kam ich dann frohgemut und völlig ahnungslos, wie ich das am Besten wuppen sollte an den Arbeitsplatz. Der Kollege, der eigentlich da sein sollte glänzte durch Abwesenheit, dafür saß ein etwas angepißter unfroher Azubi da, der sich mit dem Dienstplan vertan hatte (gottseidank). So konnte ich dann gleich wieder losschwirren, um wenigstens ungefähr in Erfahrung zu bringen, was von mir erwartet wurde. Was nicht ging, da der Einzige, der mir Auskunft hätte geben können, morgens später kommt. Passend zu meinem Nervenzusammenbruch (ohne Kaffee stehe ich sowas nicht durch) schlug der zu schulende Kollege auf.
Die Schulung selber war dann von vorne bis hinten improvisiert, aber, glaube ich, halbwegs zusammenhängend.

Morgen wird alles besser. Da habe ich, strategisch über den Tag verteilt, drei Meetings. Alle natürlich wichtig. Dann kann jemand anderes improvisieren.

So.

Ein großer Kreis, sogar mit Schleife.

Kunde A bemerkt einen Fehler, berichtet ihn an seinen Kollegen B (der bis vor kurzem zuständig war). Der leitet das weiter an C (der jetzt zuständig ist, jedenfalls ungefähr). Der stellt nach kurzer Prüfung seine Nichtzuständigkeit fest und gibt die Sache weiter an D. D verfällt in eine Art Schockstarre, aber nicht, ohne zuvor die Sache an E weiterzuflanken. E ist irritiert wegen der Störung und schiebt ungeprüft zurück an B. B ist ratlos und fragt bei D wegen Rat nach. Nach erhaltenem Ratschlag landet die Sache wieder bei A. A lehnt wegen Zeitmangel (nicht wegen Nichtzuständigkeit!) ab und so landet die Sache wieder B.

Der resigniert und legt die Sache auf Wiedervorlage. Wahrscheinlich irgendwann im Spätsommer 2010. Wenn es sowieso egal ist.

So geschehen heute. Alles fein säuberlich per Mailverkehr dokumentiert. Herrlich.

Nachwehen

Gestern war das hier erwähnte Teamessen. Als Lokal war ein Brasilianer auserwählt worden. Maßgeblich beeinflußt wurde die Entscheidung wohl von der Aussicht, daß gegrilltes oder gebratenes Fleisch von einem Spieß herunter auf den Teller gesäbelt wird.

Wie inzwischen allgemein üblich stand auch hier eine Essensflatrate auf der Karte, die Entscheidung fiel also leicht.

Als der Abend vorüber war, waren alle satt. Das kann man so sagen. Der Azubi neben mir stöhnte die ganze Zeit leise vor sich hin, er könne den Kopf nicht mehr oben halten. Klassischer Fall von Schnitzelkoma. Mein Gegenüber, sonst ein Freund von großen Portionen von Nahrungsmitteln aller Art, verzog beim Anblick des auf das Platzset gedruckten Fleischspießes angewidert das Gesicht. Die Wortbeiträge meines Nachbarn zur Linken beschränkten sich auf ein wiederholtes leises „Ohh…“. Meine Wenigkeit hat zu Hause mit Hilfe zweier Heidegeister versucht zu retten, was zu retten war. Ohne nennenswerten Erfolg.

Die Nachwirkungen haben bei allen bis heute angehalten. Aber so allmählich wird wieder Platz in den Innereien. Ich sehe dem Abendessen mit einem leichten Hungergefühl entgegen.

Was lange währt

endet dann noch noch.

In zehn Minuten ist mein Scheidungstermin. Nur knappe eineinviertel Jahre nach dem Ende des Trennungsjahres. Ein Jahr nach diesem völlig unnötigen und ärgerlichen „Vortermin“ mit einem Richter, der zwei Wochen später in den Ruhestand entschwand.

Aber egal, vorbei ist vorbei. Endlich.

[Update] Die Kollegen aus dem anderen Gebäude haben auf die Ankündigung, ich sei seit einer halben Stunde geschieden, mit Jubel reagiert. Ich bin verwirrt.