Es könnte doch so einfach sein

Es könnte doch so einfach sein

Im Moment wogt ja eine Schlacht um das Leistungsschutzrecht. Auf der einen Seite (stellvertretend für alle seiner Zunft) Google, auf der anderen Seite die Zeitungsverlage.

So wie ich das verstehe, möchten letztere von ersterem Geld dafür haben, daß dieser die Inhalte der Webauftritte von ersteren indiziert und Suchenden zugänglich macht. Weil dann nämlich die Suchenden Werbung angezeigt bekommen, die Ersterem Geld einbringt. Welches, so die Logik, er nicht verdient hätte, gäbe es die Zeitungsseiten nicht und er deshalb also bitte mal flott teilen solle. Das sieht Ersterer naturgemäß ganz anders.Vielleicht ist mir die eine oder andere Feinheit entgangen, aber grundsätzlich müßte das so stimmen.

Jetzt kämpfen also beide. Letztere bedienen sich der Politik und ihrer Blätter, um ihr Anliegen nach vorne zu bringen, ersterer seiner unglaublichen Reichweite. Es werden Reden geschwungen, Lobbyisten aller Couleur wieseln durch die Büroflure der Entscheider, Geld wird ausgegeben. Es ist noch kein Sieger abzusehen.

Jetzt stellt sich mir aber eine Frage: wenn die Verleger nicht möchten, daß Google (oder Bing oder Yahoo oder sonstwer), ihre Seiten durchsucht, indiziert und zugänglich macht, warum nutzen sie dann nicht das offensichtliche? Eine kleine Datei namens robots.txt in der lediglich zwei Zeilen stehen müssen

User-agent: *
Disallow: /

Diese kommt ins Wurzelverzeichnis des Webservers und fertig. Schon sind die Großen der Suchmaschinenbranche draußen. Denn die werden sich an die Regeln halten, die in dieser Datei stehen.

Wenn es so einfach ist, warum tun die Verlage es dann nicht?

Gute Frage. Meine Vermutung ist, daß sie sehr wohl wissen das die Zugriffszahlen auf ihre Webseiten schneller fallen als Felix Baumgarntner, wenn Suchmaschinen niemanden mehr vorbeischicken. Denn mal ehrlich: wer von uns besucht nacheinander die Seiten von, sagen wir mal, Spiegel online, FAZ, Welt und Zeit, wenn er etwas sucht? Ich gebe meine Suche bei Google und immer öfter bei duckduckgo.com in Auftrag und lasse mich dann von dort aus weiterschicken. Wahrscheinlich ist es bei ihnen nicht anders. Frei fallende Zugriffszahlen sind aber der Horror für jeden, der versucht, mit seiner Webseite Geld zu machen. Was mich in einem zweiten Schritt vermuten läßt, das die Verlage der Versuchung nicht widerstehen konnten, Geld für etwas zu bekommen, was ihnen sowieso schon welches bringt. Denn die Zeitungen schalten ja auch selber Werbung und wie bei Google&Co gilt auch dort: mehr Besucher, mehr Umsatz.

Wenn ich Google (oder Bing oder Yahoo) wäre, würde ich mir den Spaß gönnen, Suchergebnisse aus Zeitungen nur anzuzeigen, wenn der Benutzer das explizit fordert. Dann würde ich mich zurücklehnen und den implodierenden Zugriffszahlen auf die Zeitungsseiten zusehen. Und ein wenig lächeln…

Schlauschiesser