Nicht setzen, sechs

Nicht setzen, sechs

Nach langen Vorbereitungen soll es nun endlich losgehen. Der Prozeß gegen die einzige Überlebende des NSU startet am 17.04.2013.

Natürlich erregt dieser Prozeß aufgrund dessen, was um ihn herum so alles an Unfähigkeit und Schlamperei auf allerhöchstem und beschämendem Niveau bekannt wurde eine nicht geringe Aufmerksamkeit. Auch und besonders auf Seiten der Presse. Das auch die türkische Journaille sich für diesen Fall interessiert sollte auf grund der Tatsache, daß die meisten Opfer der Mordserie Türken waren niemanden wundern.

ABER: das die türkischen Presseleute es verbaseln, sich rechtzeitig um Akkreditierungen zu kümmern und jetzt lautstark herumheulen, sie müßten aber in den Gerichtsaal, weil es ja Türken waren, die ermordet wurden, das macht mich sprachlos und sauer. Die Vergabe der Plätze lief ebenso einfach wie effektiv und transparent nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Die ersten fünfzig Bewerber haben einen Platz. Alle die danach kommen eben nicht.

Wenn es so wichtig ist, bei diesem Prozeß anwesend zu sein, wie die türkischen Medien jetzt behaupten, dann muß die Frage erlaubt sein, warum ihnen das erst drei Wochen vor Prozeßbeginn auffällt. Wenn mir etwas so unglaublich wichtig ist, dann bleibe ich am Ball, kümmere mich, gehe entsprechenden Leuten täglich auf den Sack die Nerven bis ich alles relevante weiß. Meinem Verständnis nach gehört das bei Journalisten zur Jobbeschreibung. Was nicht geht ist, den Termin zu verpennen und dann zu fordern, daß man trotzdem irgendwie noch reingequetscht wird.

Und wie gefordert wird: selbst der Außenminister wird angerufen, um „Erwartungen der türkischen Regierung“ deutlich zu machen. Diese Erwarungen umfassen dann plötzlich nicht nur Pressevertreter, sondern auch Mitglieder der türkischen Staates (Quelle). Bin mal gespannt, ob noch jemand auf die Idee kommt, den Prozeß gleich in die Türkei zu verlegen.

Nee, Freunde: ihr hattet wie alle anderen auch die Chance, ihr habt es verbaselt und jetzt kommt bitte damit klar und führt euch nicht auf wie Zweijährige an der Supermarktkasse.

Schlauschiesser