Was für eine Woche

Was für eine Woche

Da hat sich unsere Politik aber mal alle Mühe gegeben, ihren hohen Unterhaltungswert zu demonstrieren.

Zum Beispiel unser Bundesinnenminister. Er wurde nach dem Verbleib von Mails befragt, die Aufschluß darüber geben sollten, wie eine Studie über junge Muslime mehrere Tage vor ihrer offiziellen Veröffentlichung ihren Weg von der Pressestelle des Ministeriums in die Redaktionsräume des Blattes mit den großen Buchstaben und dem kleinen Wahrheitsgehalt gefunden hat. Die Antwort:

Im Pressereferat des BMI stand den Referenten bis Dezember 2012 ein nur auf 9 MB beschränktes Postfach zur Verfügung. Dadurch bedingt musste immer wieder das Postfach leer ‚geräumt‘ werden, d.h. Mails gelöscht werden. Insofern ist es in der Pressestelle ‚üblich‘ die Postfächer regelmäßig zu leeren. Die Mails werden individuell je nach Arbeitsplatzkapazität des jeweiligen Computerarbeitsplatzes gelöscht. (Quelle)

Blöd nur, das die hausinterne IT davon so gar nichts wußte. Auch ansonsten sind neun MB Platz für eine Pressestelle lächerlich. Meiner Meinung nach käme man damit nicht mal einen Tag hin. Als dann so allmählich klar wurde, das man diesen Unsinn nicht würde durchhalten können, kam man mit folgendem um die Ecke:  „eine Verwechselung der technischen Begrifflichkeiten“:

Die zitierten 9 MByte beziehen sich auf die maximale Größe ausgehender einzelner Mails und nicht, wie irrtümlicherweise angenommen, auf den dem jeweiligen Mitarbeiter zur Verfügung stehenden Speicherplatz.  Dieser Speicherplatz der persönlichen Postfächer liegt erheblich höher. (Quelle)

Also doch keine Notwendigkeit, Mails sofort zu löschen. Aber nur weil man beim Lügen erwischt wurde, heißt das ja noch lange nicht, das man deswegen damit aufhören muß. Und so hält das Innenministerium der Einfachheit halber an der Begründung fest…

Ein weiterer Kandidat, der mich durch seine Ignoranz begeistert hat ist Christian Lindner. Ihm paßte es nicht, das in der Wirtschaftswoche der Verdacht geäußert wurde, Mitarbeiter von ihm hätten im Sommer 2012 seinen Wikipediaeintrag aufpoliert. Nicht nur ein oder zweimal, sondern gleich mehrere hundert Dutzend Zugriffe von einer zum Düsseldorfer Landtag gehörenden IP-Adresse waren protokolliert (wie blöd muß man sein?). Und so läßt der liberale Politiker die Anwälte von der Kette, um all jene auf den rechten Pfad zurück zu führen, die es gewagt haben, diesen Artikel (der ebenfalls vom Netz genommen wurde) weiterzuverbreiten. Dabei hat die Wirtschaftswoche explizit erwähnt, das an dem Versuch, den Eintrag zu polieren nichts illegales sei. Bemerkenswert… (Quelle)

Abschließend noch Alexander Dobrindt, der beim Versuch, die höchsten Besucherzahlen für die Aschermittwochsveranstaltung zu erreichen, ein kleines bißchen über das Ziel hinausgeschossen ist. Stolz verkündete er, 7.000 Besucher seien in die Passauer Dreiländerhalle geströmt. Der passauer Stadtsprecher grätscht irritiert dazwischen: die Halle sei nur für 4.100 Besucher zugelassen. Während der Veranstaltung sei auch alles ok gewesen, Gänge und Notausgänge seien frei gewesen. Da prallen Wunsch und Wirklichkeit frontal zusammen und, wie üblich, geht die Wirklichkeit als Sieger hervor. (Quelle)

Schlauschiesser