Archiv 2011

Was würde ich tun?

Ein Mann zieht los und tötet mehr als 90 Menschen. Den überwiegenden Teil erschießt er.

So wie ich das mitbekommen habe, ist er mehr als eine halbe Stunde durch dieses Jugendlager gezogen und hat Menschen erschossen. Ich frage mich, was ich in dieser Situation getan hätte. Es will mir nicht in den Kopf, daß sich niemand von den Erwachsenen vor Ort es versucht hat, diesen Mann zu stoppen. Sich irgendeine Waffe (im weitesten Sinn, irgendein Schlagwerkzeug z.B.) gegriffen hat und dann versucht hat, den Schützen von hinten zu überwältigen. Statt dessen sitzen alle in irgendwelchen Verstecken und hören zu, wie draußen Menschen sterben, während sie hoffen, verschont zu bleiben.

Was würde ich tun? Hätte ich den Mut, mir einen Knüppel zu greifen um ihn dem Schützen so fest es irgendwie geht, von hinten über den Schädel zu ziehen? Oder wischt die Angst um das eigene Leben jeden Mut beiseite und ich bin wie alle anderen?

Ich weiß es nicht. Am Frühstückstisch, mit einem noch warmen Nutellabrötchen im Anschlag ist es natürlich leicht, Urteile über andere zu fällen.

Ich hoffe, ich muß nicht irgendwann herausfinden, ob ich zum Helden geboren bin. So viel ist klar.

Ja nu…

Amy Winehouse ist tot.

Ist ja ein Ding. Da watet jemand über Jahre knietief durch alle möglichen Drogen und stirbt dann. Wer hätte damit gerechnet. Vielleicht hätte sie zu Lebzeiten mal bei anderen nachfragen sollen, wie man so etwas überleben kann. Joe Cocker, die Rolling Stones und Ozzy Osbourne wären gute Ansprechpartner gewesen. Die haben es nämlich irgendwie geschafft, durchzukommen und zu überleben.

Mich würde mal interessieren, wo all die Promis, die jetzt lautstark und öffentlichkeitswirksam ihren Tod beweinen, waren, als sie noch lebte und eventuell Hilfe hätte gebrauchen können. Am Besten gefällt mir Kelly Osbourne, die „gerade nicht mal atmen kann, weil [sie] so heftig weinen muß.“. Aber zum twittern hat es noch gereicht. Beruhigend.

Ein Augenblick der Selbsterkenntnis

Wissen Sie, wann zuletzt eine der sehr seltenen Gelegenheiten war, an denen mir glasklar und unleugbar klar wurde, daß ich überhaupt nicht mehr jung bin? Nee, woher auch.

Gestern. Gestern nachmittag. Ich war mit Sohn bei meiner Mutter auf Anstandsbesuch, als der Eismann vorgefahren kam. Ich, wie in alten Zeiten, runter wie ein geölter Blitz (so schnell es das ramponierte Knie eben zuließ). Als ich dann so da stand, schaute er mich an und murmelte mit einem kleinen ungläubigen Kopfschütteln halblaut zu sich selbst „Jetzt hat er schon einen weißen Bart. Ich kenne ihn noch, als er noch nicht mal zur Schule ging.“. Das war so ein Augenblick.

Außerdem wurde mir klar, daß dieser Eismann der Mensch ist, den ich, neben meiner übersichtlichen Verwandschaft und zwei Nachbarn meiner Mutter, am längsten kenne. Über 35 Jahre. Das ist ein Ding, finde ich.

Wunderbar inkonsequent

Ich bin ja manchmal einfach zu amüsieren.

Ein Beispiel: auf der Packung Schupfnudeln prangt groß und unübersehbar der Hinweis „Fettarm!“ Sehr schön denkt sich der geneigte Käufer. Bis er dann unter Zubereitung liest: „In Butter von allen Seiten goldbraun anbraten.“ (Hervorhebung von mir)

Irgendwie bekomme ich die Begriffe „fettarm“ und „Butter“ gerade nicht zusammen. Sie?

Voll nach hinten losgegangen

Ein altes, aber nicht verkehrtes, Sprichwort sagt, daß Hochmut vor dem Fall kommt. Wie so oft, behält auch dieses Sprichwort recht.

Denn es ist schon ein ziemlicher GAU, wenn man in der Republik massenhaft Plakate kleben läßt, auf denen groß geschrieben steht „Dritte Plätze sind für Männer“ oder „Männer, wir rächen euch“ und dann sang- und klanglos im Viertelfinale verkackt.

Es böte sich jetzt natürlich an, die Plakate untertiteln zu lassen. Das erste könnte man z.B. mit dem Zusatz  „Neidisch, die Damen?“ ergänzen oder letzteres mit einem kernig testosterongeschwängertem „Nee, laßt mal. Bügeln reicht.“.

Denn, um ein weiteres Sprichwort zu bemühen, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Verbesserung

Heute mal was von der administrativen Front dieses Blogs.

Die Smartphonenutzer haben es wahrscheinlich schon gemerkt: Schlauschiesser sieht etwas anders aus. Das liegt an WP touch, einem Plug-In das erkennt, wenn jemand mit einem Apple oder Android getriebenen Gerät vorbeischaut. Ist das der Fall, wird die Startseite entsprechend angepaßt. Bei meinem LG Smartphone (ja, sie dürfen lachen) funktioniert das.

Sollte es irgendwo bei irgendwem klemmen bitte ich um kurze Nachricht. Normale PC- oder Macnutzer sollten keinen Unterschied bemerken. Falls doch: bitte eine kurze Nachricht (bevorzugt als Kommentar).

So war das nicht gedacht

Der Kleinen geht es seit Tagen nicht so besonders. Matt, Schweißausbrüche, manchmal Fieber.

Nachdem sich dann heute morgen Schmerzen im rechten Unterbauch dazugesellten, ist sie ins Krankenhaus, um sicherzustellen, daß sie nichts mit dem Blinddarm hat.

Hat sie auch nicht. Dafür hat sie eine Nierenbecken- und Blaseninfektion inklusive einer Obstruktion, die verhindert, daß Urin von der rechten Niere in die Blase gelangt. Als Folge davon liegt sie jetzt für mindestens zwei Tage im Krankenhaus. Sollte sie dann immer noch Beschwerden haben verlängert sich der Aufenthalt entsprechend.

So ein Scheiß. Eigentlich wollten wir uns heute einen schönen Tag machen, sie wollte morgen zum Betriebsausflug. Alles Makulatur.

Aber zwei Dinge finde ich in solchen Fällen immer tröstlich. Nämlich das wir in einem Land leben, in dem man in solchen Fällen nicht erstmal einen Drei-Tages-Ritt auf einem Esel unternehmen muß, um zum nächsten Heilkundigen zu kommen, der dann zwecks Stellung einer Diagnose die Knochen wirft. Und zum anderen, das man unabhängig von der finanziellen Situation sofort Hilfe bekommt. Nicht wie in den USA, wo Krankenversicherung ein Luxus ist.

Ein Kracher zum Tagesende

Meine Mutter hat gerade angerufen um mir u.a. mitzuteilen, daß sie gehört habe, ihr Bruder, mein Patenonkel, sei tot.

 

Seit April 2009.

 

Niemand hat es ihr gesagt. Selbst als sie letztes Jahr angerufen hat, um ihm zu 60. zu gratulieren kam nichts. Er sei nicht da, hieß es. Das ist noch nicht einmal gelogen, aber man hätte bei dieser Gelegenheit sagen können, daß er auch nie zurückrufen kann. OK, der Kontakt war schon immer sehr lose und brüchig, aber so etwas teilt man doch mit. Drecksbande, verlauste.

Ich habe dann mit seinem letzten Arbeitgeber gesprochen, um mich zu vergewissern, ob an dem Gerücht was dran sei. Ja, bestätigte man mir, Herr W. sei seit gut zwei Jahren tot. Man meinte sich dunkel daran zu erinnern, er sei an Lungenkrebs gestorben.

Jetzt ist meine Mutter, die zweitälteste von fünf Geschwistern, die letzte Überlebende. Die älteste der fünf wurde 72 Jahre alt und starb an einem Hirntumor. Meine Mutter hat vor acht Wochen ihren 70. gefeiert.

Ein Lichtblick

Ein Lichtblick am heutigen Tage war der Türschloßöffner.

Nachdem er seiner professionellen Meinung nach keine Chance hatte, den Schlüsselrest hervorzupulen begann er, die Alternativen aufzuzählen. Eigentlich die Alternative.

Alten Zylinder ausbauen, neuen einbauen. Da er aus einer Firma kommt, die sich auf Einbruchsschutz spezialisiert und dementsprechend nur hochsichere Produkte im Angebot hat, kämen dann also 69 Euro Arbeitspauschale und ca 120 Euro für das Schloß zusammen. Ach ja: natürlich alles plus Mehrwertsteuer.

Schweigen meinerseits.

Dann habe ich kundgetan, das sei ganz eindeutig jenseits dessen, was ich bezahlen kann und will. So schwer könne es ja nicht sein einen Schließzylinder zu wechseln. Woraufhin der Monteur verständnisvoll nickte und erklärte, er würde dann einfach 30 Euro (plus MwSt) für die Anfahrt berechnen, mir das Schloß ausbauen und dabei zeigen wie man vorzugehen habe.

Das fand ich eine gute Idee. End vom Lied: 35, 70 Euro für den Monteur bezahlt, 31 Euro für ein Schloß mit drei Schlüsseln und der Einbau ging in 15 Sekunden kostenlos vonstatten. Immer noch kein Schnäppchen, aber besser als das andere Angebot.