Es droht ein Blutbad

Es droht ein Blutbad

Ich habe aus dem Nachlass meines Vaters unter anderem den Rasierer übernommen. Warum weiß ich gar nicht genau, immerhin bin ich durchaus im Besitz eines eigenen Geräts.

Aber dieses ist eben ein altes Schätzchen (ich würde mal schätzen 50+x Jahre). Der einzige Rasierer, den sich mein Vater je gekauft hat. Und mit dem ich meine ersten eigenen zaghaften Versuche in Richtung Gesichtshaarentfernung unternommen habe.

Ich kann mich an dieses traumatische Erlebnis noch ziemlich genau erinnern. Ich war sechzehn Jahre alt und hatte drei Haare im Gesicht, auf deren Entfernung ich energisch bestanden habe. Also hat mein Vater mich voller Stolz darüber, daß sein Sohn sich rasieren muß will, mit ins Badezimmer genommen und mich in die Feinheiten der Naßrasur eingeweiht.

Jetzt kommt die Stelle, an der ich erwähnen muß, daß dieser Rasierer noch ganz vom alten Schlage ist. Nix mit fünf antihaftbeschichteten Klingen hinter Gittern. Nix mit dreh- neig- und schwingbar in alle Himmelsrichtungen. Sondern eine Rasierklinge, fest eingespannt. Bereit, alles zu schneiden, was unvorsichtig genug ist, in ihre Nähe zu kommen.

Mein Gesicht zum Beispiel. Meine erste Rasur endete in einem Gemetzel nicht so erfolgreich. Eigentlich war ich eher dünn geschält denn rasiert. Das, was ins Waschbecken tropfte war nicht nur Wasser mit Rasierschaum.  Was meinen Vater aber nicht davon abhielt, mir die Rasierwasserflasche hinzuhalten mit den Worten „Jetzt noch Rasierwasser, damit sich das nicht entzündet.“

Auch hier wieder: nix pflegender After Shave Balsam mit Aloe Vera am Mittag. Sondern Old Spice oder so was. Hauptbestandteil: Alkohol. Dieses Zeug habe ich mir also großflächig und -zügig auf die hoch gereizte und mit blutenden Wunden versehene Gesichtshaut geschmiert. Glauben Sie mir, meine Damen: diese Schmerzen stehen einer Haarentfernung mittels Heißwachs in nichts nach. Nehme ich jedenfalls mal an, mir fehlt der Vergleich.

Mit ebendiesem Rasierer gehe ich, nachdem ich ihn 24 Jahre gemieden habe, heute abend wieder in den Nahkampf. Wünschen Sie mir Glück.

Schlauschiesser

4 Kommentare

Henning Veröffentlicht am17:55 - 25. November 2009

Schön, da werden Jugenderinnerungen wach.
Da kannst du dich genauso gut mit einem Ceran-Kochfeld-Schaber enthaaren. Diese Art Experimente sind nur was für Leute, die nicht konservativ genug sind, sich einer studentischen Burschenschaft angeschlossen zu haben und trotzdem Narben im Gesicht haben möchten.
Halte ein!

    Schlauschiesser Veröffentlicht am09:46 - 26. November 2009

    Zu spät.

Mone Veröffentlicht am09:25 - 26. November 2009

Wie soll ich es sagen… uahhh, sehr eklig!

    Schlauschiesser Veröffentlicht am09:47 - 26. November 2009

    Nicht ekliger als das, was manche Damen sich schmerzhaftes im Namen der Schöheit antun. Ich denke da mal an Epilierer.