Noch vier Wochen

Noch vier Wochen

In vier Wochen ist es soweit: das Volk ist aufgerufen einen neuen Bundestag zu wählen. Eigentlich eine gute Sache, wenn die Regierten die Möglichkeit haben, zu bestimmen, wer sie regieren soll.

Allerdings beschleicht mich dieser Tage manchmal das Gefühl, daß den Regierenden ein bißchen die Lust fehlt, sich um die Regierten zu kümmern. Es gibt doch wahrlich Probleme genug, bei denen es interessant wäre zu hören, wie die kommende Regierung sich die Lösung vorstellt.

Statt dessen parliert unsere Kanzlerin in bester Muttimanier über Blaubeeren und erzählt von ihrer ersten Zigarette. Das ist alles sehr nett, läßt aber den Bezug zum Jahr 2009 etwas vermissen. Der Höhepunkt ihrer Wahlkampfaussagen war, soweit ich das verfolgen konnte: „Im Mittelpunkt unserer Politik steht der Mensch.“ Das ist so atemberaubend banal, daß sich jeder weitere Kommentar erübrigt. Während unsere Kanzlerin sich also im Nichtstun gefällt und darauf baut, daß sie schon irgendwie gewinnen wird, balgt sich die zweite Reihe hinter ihr mit dem wahrscheinlichsten Koalitionspartner. Was sich die CDU/CSU und die FDP da leisten, läßt schon den Eindruck entstehen, daß sie eigentlich gar nicht miteinander wollen.

Und die anderen?

Die SPD versucht verzweifelt, irgendeinen Ansatzpunkt zu finden, um Frau Merkel aus der Reserve zu locken. Diesen Gefallen tut sie ihnen aber nicht. Und Wahlkampf gegen einen Gegner, der nicht mitmacht ist undankbar. Weil daß so ist, muß man eben zu verzweifelten Maßnahmen greifen, wie z.B. die Ergebnisse der Landtagswahlen als Hinweis deuten, daß die CDU nicht mehr gewollt wird. Gleichzeitig muß man es aber schaffen zu ignorieren, daß man selber in einem dieser Länder gerade mal so über 10% eingefahren hat.

Die FDP ist mit der CDU zugange und kommt auch nicht so richtig in die Gänge. Man hört jedenfalls nicht viel von ihr.

Grüne tun sich auch nicht besonders hervor. Vielleicht nehme ich es aber auch nur nicht wahr.

Die Linken halte ich grundsätzlich für nicht wählbar. Wer nur Fundamentalopposition betreibt, alles anders machen würde aber leider nicht erklärt, wie, der ist für mich keine ernsthafte Alternative.

Was also tun? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Eigentlich halte ich es für eine Selbstverständlichkeit, wählen zu gehen. Aber wählen setzt voraus, daß man mehrere Alternativen hat, die einem irgendwie zusagen. Wenn man aber gar nichts angeboten bekommt, daß bei der Entscheidungsfindung helfen kann, dann wird die Sache schwierig. Anhänger irgendeiner Partei haben diese Schwierigkeit nicht, aber ich bin eben kein solcher. Es gibt keine Partei, die ich aus Überzeugung wählen könnte. Ich will überzeugt werden, daß ebendiese Partei, die sich da bewirbt, meine Interessen am Besten vertreten würde. Wenn sie sich nicht bemühen, dann tut es mir leid. Dann bekommen sie meine Stimme eben nicht. So wenig, wie sie mir was schenken, so wenig schenke ich denen etwas. Sondern bleibe statt dessen zu Hause. Wie so viele andere auch.

Schlauschiesser

3 Kommentare

Henry Veröffentlicht am18:48 - 1. September 2009

Die Seelen in meiner Brust kämpfen zwischen alles mit Piratenflagge, Der Partei, und einem gemütlichen papierlosen Tag im Park.

Im Moment sieht es eher nach letzterem aus, in erster Linie wegen der sinn- und inhaltsleeren „Ich bin cool und ich geh wählen warum also du nicht“-Kampagnen.

ru24 Veröffentlicht am20:31 - 1. September 2009

Einer, der es besser weiß als ich, hat mir mal erklärt, dass, wenn man seinen Stimmzettel zwar abgibt, aber mehr als die erlaubten Kreuze macht oder keines das wesentlich besser ist, als gar nicht zu wählen.
Wer nicht wählen geht, stärkt die, die er auf keinen Fall wählen würde, z.B. das braune Gesocks.
Wer ungültig wählt, sogt dafür, dass Überhangmandate ins Rennen kommen. Je mehr ungültige Stimmen, umso mehr Überhangmandate rutschen nach. Das sind junge, vielleicht mutige oder wenigstens ideenreiche Politiker der Parteien, die dadurch erstmalig die Gelegenheit bekommen, mitzumischen.
Das ist denke ich das, was ich machen werde.

GTreide Veröffentlicht am12:37 - 2. September 2009

Hrm, ja, der Wahlkampf ist lahm.

Aber meiner Meinung nach sollte man sowieso danach wählen, was die Parteien so die vier Jahre über taten, als danch ,was sie einem während des Wahlkampfes erzählen, denn da erzählen die ja allen Scheiss, von dem sie denken, er würde ankommen.

Allerdings teile ich deine Einschätzung der Parteienlandschaft. Mit der der Ergänzung, dass CDU sich aufgrund ihrer Handlungen bereits komplett disqualifiziert hat und FDP ’ne Spaß-Partei ist.
Sollte es wieder knapp werden, wirds halt nochmal eine große Koalition, in welcher sich die SPD wieder rumschubsen lässt, weswegen ihre Anhänger noch weiter abwandern.

Hrm, was ich übrigens auch bei uns in Thüringen witter.
Wenn da rot-rot nicht zustande kommt, sondern sich die SPD auf schwarz-rot einlässt, wird das bei der nächsten Wahl meiner Erwartung nach zu einem bösen Erwachen führen. Wer weiß, ob die SPD dann noch 5% schafft.

Aber am schönsten wäre, wenn alle existenten Parteien an der 5%-Hürde scheitern, weil der Rest in „ungültig“ steckt.

Wenn das nicht zum „Aufwachen“ führt, was dann?