Mann, bin ich breit

Mann, bin ich breit

So untenrum, an den Füßen. Aber der Reihe nach.

Als allererstes: die Nacht im Doppelbett hat wider Erwarten einwandfrei funktioniert. Ich habe bis heute morgen viertel nach acht schlafen können und bin nur aufgewacht, weil ich mir den Wecker gestellt hatte. Wer hätte das gedacht?

Gegen neun waren wir dann beim Frühstück, wo wir uns benommen haben wie die Landeier in der großen Stadt. Erst die Teller nicht gefunden, dann nur die Hälfte mitgebracht, beim Holen der vergessenen Hälfte wieder die Hälfte vergessen usw. Es ist also einige Zeit ins Land gegangen, bevor wir vollständig ausgerüstet und zum Essen bereit waren. Aber dann war es auch lecker. Etwas gestört haben die beiden Betreuer eines Haufens weit rechts stehender Jugendlicher brauner Schwachköpfe deutschnationaler Kameraden Arschlöcher, mit denen wir uns aus Platzmangel den Tisch teilen mußten (ich habe an der Rezeption nachgefragt: es ist wirklich ein brauner Haufen hier abgestiegen).

Im Anschluß an das Frühstück haben wir uns dann daran gemacht, den heutigen Tagesordnungspunkt zu berarbeiten: den Zoobesuch. Hingefahren sind wir mit der U-Bahn. Dort unten haben wir dann die häßliche Seite des Bahnhof Zoos erlebt. Beim Versuch herauszufinden, welches unsere Bahn ist sind wir auf eine Frau gestoßen, die so kaputt war wie ich es noch nie gesehen habe (und in meiner  Heimatstadt gibt es wahrlich genug kaputte Gestalten). Ihre gesamte Habe waren anscheinend ein Fahrrad mitsamt einem Dutzend daran befestigter Tüten unklaren Inhalts. Dieses Fahrrad war ihr umgefallen und blockierte die Tür der U-Bahn. Ihr auszuweichen war nicht drin und es geschah, was mußte: sie sprach mich an. Eigentlich produzierte sie nur Laute in meine Richtung, Sprache war das nicht. Eher ein Lallen und Brabbeln. End vom Lied: nach einigen Minuten waren wir dann so weit, das sie klar hatte, daß sie nicht mehr mitfahren wollte. Also habe ich mit spitzen Fingern ihr Fahrrad aus der Tür geklaubt, die abgefallenen Tüten ignoriert und wir konnten endlich fahren. Sohn stand während der ganzen Aktion zwei Schritte hinter mir (ich hatte ihn von Anfang an hinter mich geschoben, die Schritte zurück hat er selber gemacht) und war zutiefst negativ beeindruckt von dieser Frau. Klartext: er hat sich vor ihr gefürchtet.

Aber dann das Erfreuliche: Zoobesuch. Wir haben den ganzen Zoo mit allen Tieren und Gehegen besucht. Und glauben Sie mir: dieser Zoo hat Fläche. Wir haben herumgealbert, Fragen wurden gestellt („Papa, was hängt denn da aus dem Küken raus?“ am Gehege einer fressenden Eule) und beantwortet („Weiß ich nicht. Aber der Eule scheint es zu schmecken.“) und dann haben wir die Attraktion entdeckt. Kein Knut, kein Panda sondern der Spielplatz. Ich muß zugeben: ich kenne keinen anderen Spielplatz, der ähnlich groß und liebevoll angelegt ist, wie diesen. Es gibt ein Piratenschiff mit Geheimgängen, Rutschen, Klettergerüste, diverse Schaukeln und was noch. Nach Sohns üblichen Anlaufschwierigkeiten hat er aber die Kurve gekriegt und sich selber dort vergnügt. Irgendwann hatte er dann auch zwei andere Jungen gefunden und damit war für die nächsten zwei Stunden alles klar. Die drei haben Spaß wie die Bären gehabt und es war gar nicht so einfach den Kurzen wieder loszueisen. Wenn ich es richtig überlege habe ich ihn gar nicht losgeeist. Wir sind zusammen mit den anderen gegangen. Da war es dann kurz nach fünf und wir hatten immer noch den Plan, das zum Zoo gehörige Aquarium zu besuchen. Erinnern Sie sich? Ich sagte, der Zoo hätte Fläche. Also hat der Marsch vom Spielplatz zum Aquarium bis um kurz nach halb sechs gedauert. Was sich aber als durchaus vorteilhaft herausgestellt hat, denn als wir angekommen sind hatte die Kassendame ganz offensichtlich schon Kassenschnitt gemacht und war nicht willens, nachträgliche Einnahmen noch einzuarbeiten. Übersetzt heißt das: wir sind umsonst hereingekommen. Gut, wir hatten nur knapp eine halbe Stunde für das Aquarium, aber das hat gereicht. War eben, anders als sonst, nur ein Vorbeispazieren an den Becken und kein Beobachten.

An diesem Punkt hatte ich eigentlich gedacht, Sohn wäre durch und wir würden uns auf die Suche nach einem Abendessen machen. Falsch. Er ist dann noch eine gefühlte Stunde auf dem Brunnen vor dem Eingang des Aquariums herumgeturnt. Wo dieses Kind die ganze Energie hernimmt ist mir ein Rätsel. Ich für meinen Teil hatte das Gefühl, meine Füße hätten sich auf das Format 40x40cm ausgedehnt (womit wir bei der Überschrift wären).

Der Rest ging dann wieder ganz schnell: Abendessen in der Filiale einer Bäckereikette, nach Hause, duschen, vorlesen, Bett.

Ich zerbreche mir jetzt noch ein wenig den Kopf, was wir morgen machen. Die Wettervorhersage behauptet, je nachdem, wie man sie befragt, das regnet oder nicht. Was mir nicht hilft, aber im Zweifelsfall wird eben improvisiert. Das kann ich.

Guten Nacht und bleiben Sie mir gewogen.

Schlauschiesser

6 Kommentare

Mone Veröffentlicht am08:07 - 8. Juli 2009

Wow, das hört sich nach einem schönen Tag an!
Ich kann das Sciene Center Spectrum (http://www.sdtb.de/Spectrum.4.0.html) an einem regnerischen Tag empfehlen. Sehr interessant und unterhaltsam… auch für Erwachsene!

    Schlauschiesser Veröffentlicht am22:50 - 8. Juli 2009

    Steht auf dem Plan. Interesse ist jedenfalls vorhanden.

ru24 Veröffentlicht am15:07 - 8. Juli 2009

Sehr fein, weitermachen! Nach Messetagen hatte ich mir immer Kühlgel auf die Füße geschmiert und die Füße mit den gespreizten Zehen nicht zugedeckt – ein Traum!

    Schlauschiesser Veröffentlicht am22:49 - 8. Juli 2009

    Die Zehen, wie von Fr Klum vorgelebt, auch ordentlich mit Katjesprodukten gespreizt?

ru24 Veröffentlicht am22:24 - 13. Juli 2009

Nein, das ist nur was für Leute mit Muskelschwund. Ich meine so selbst gespreizt. Außerdem will die Haribos (usw.) VON MIR dann keiner mehr essen, von Frau K. … nun, vielleicht.

    Schlauschiesser Veröffentlicht am10:14 - 14. Juli 2009

    Vielleicht bin ich nur etwas pingelig, aber Weingummi, das sich jemand am Ende eines langen Tages zwischen die Zehen gesteckt hat, will ich nicht essen. Egal, wem die Zehen gehören. Das schließt Sohn und den Panda mit ein.

    Dabei bin ich sonst für eine gewisse Weingummiaffinität bekannt.