Schon wieder eine Woche her

Schon wieder eine Woche her

Das ging ja fix. Heute vor einer Woche war der erste Tag von Sohns und meinem Männerurlaub dieses Jahr.

Zeit, mal eine Zusammenfassung zu schreiben, bevor man alles wieder vergessen hat.

Fangen wir mit dem schönen an. Die drei Tage (Samstag, Sonntag und Montag), die wir hatten waren toll. Samstag war es wettertechnisch eher zweitklassig, also haben wir den Tag auf dem Bauernhof verbracht. Genauer: auf dem Heuboden. Was so spaßig daran ist, stundenlang immer und immer wieder einen Haufen Heu aufzuschichten, dann hereinzuspringen, ihn auseinanderzureißen und anschließend wieder aufzuschichten erschließt sich in Gänze wohl nur einem sechsjährigen. Aber was solls, das Kind ist glücklich und ich gebs ja zu, es macht schon Spaß mit Anlauf in einen Heuhaufen zu hüpfen. Auch wenn man hinterher überall Heu hat, das wie verrückt kratzt. Egal.

Sonntag wurde das Wetter etwas besser, so daß ich eine Planänderung angeregt habe und statt schwimmen den allfälligen jährlichen Zoobesuch vorgezogen habe. Eines muß man dem Dresdner Zoo ja lassen: es wird ständig umgebaut, verschönert und vergrößert. Jedes Jahr gibt es was Neues zu bestaunen. Dieses Jahr waren es die Giraffen, deren Gehege letztes Jahr noch im Bau war. Nächstes Jahr wird es die Katta-Insel sein, die jetzt im Bau ist. Und ein neues Affenhaus. Und Koalas (die ich persönlich so was von stinkend langweilig und unniedlich finde). Auf dem Zooparkplatz habe ich dieses Jahr dann endlich einen Blogger gefunden, den ich eigentlich ganz gerne lese und von dem ich wußte, daß er dort arbeitet. Allerdings hat er auf mein Ansprechen so knurrig reagiert, das ich außer guten Tag nichts gesagt habe.

Montag war dann Kaiserwetter. Warm, blauer Himmel, so wie man das im Juni eigentlich erwartet. Also haben wir den halben Tag damit verbracht, tonnenweise Steine in der Elbe zu versenken. Ein kurzer Moment der Hektik kam auf, als wir feststellen mußten, daß auf der gestern noch leeren Weide, an deren Ufer die besten Steine zum Hüpfenlassen liegen, über Nacht zwei Pferde eingezogen sind, die sich jetzt mal anschauen wollten, wer denn ungefragt ihre Weide betritt. Nachmittags sind wir dann wie geplant schwimmen gegangen. Jetzt wo Sohn grundsätzlich schwimmen kann (Zitat: „Meinst Du, ich hätte mein Seepferdchen nur so bekommen?“) eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Kurz und gut: wir haben stundenlang geplanscht, sind gerutscht, haben mit einem gefundenen Wasserball unseren Spaß gehabt (Sohn dabei zuzuschauen wie er versucht, den Ball unter Wasser zu drücken, ist äußerst kurzweilig) und haben die Zeit genossen. Als Abschluß des Tages war dann ein Pizzaessen vorgesehen. Sohn lädt von seinem Urlaubsgeld, das meine Eltern uns jedes Jahr mitgeben, ein. Das dafür vorgesehene Lokal hatte fünf Minuten vor unserer Ankunft die Pforten geschlossen. Also fix das Navi befragt, wo in der Umgebung noch ein italienisches Restaurant zu finden sei. Das nächste, was annehmbar klang (laut Navi gibt es eines im Dresdner Hilton. Das habe ich dann mal als nicht angemessen deklariert) sollte gute zwanzig Minuten Fahrt entfernt sein. Also los, der Tag ist kurz (mittlerweile war es halb sieben durch). Auf dem Weg habe ich dann einen anderen Italiener entdeckt, für den wir dann spontan entschieden haben. Der Höhepunkt direkt beim Betreten des Lokals. Wir werden von einer jungen Angestellten mit den Worten begrüßt „Die Toiletten sind hier links herum und dann geradeaus.“. Auf meine Erwiderung „Aha. Und wo gibt es das Essen?“ errötet sie. Ich glaube jedenfalls, das sie errötet ist, denn ihre Hautfarbe war vorher ähnlich wie die dieser Dame und hinterher einige Schattierungen dunkler. Der Rest des Abends war dann unspektakulär.

Jetzt zu den unerfreulichen Teilen des Urlaubs. Sowohl die Hin- als auch die Rückfahrt waren, sagen wir mal, nicht so glücklich. Die Hinfahrt hat sich ewig gezogen, obwohl wir eigentlich nicht getrödelt haben und auch nur sparsam Pausen gemacht haben. Der einzig nennenswerte Stau war kurz vor Leipzig und den haben wir mit Hilfe des Navis einigermaßen umfahren können. Trotzdem waren wir erst abends gegen neun Uhr da. Die Rückfahrt war noch schlimmer. Die beiden hier erwähnten Staus haben wir mitgenommen. Den zermatschten Kleinlaster auf der A14 haben wir auch passiert. Dem Stau auf der A2 haben wir dank einer „Abfahrt“, sprich: einem dieser kleinen Dienstwege für Polizei und Autobahnmeisterei die hier und da von der Autobahn abgehen, entkommen können. Allerdings sind wir dann über Landstraßen gefahren, die zwar frei waren, uns aber nicht wirklich vorwärts gebracht haben. Ende vom Lied: gute zehn Stunden unterwegs für ca. 600 Kilometer. Vielleicht hätte es mir als Warnung dienen sollen, das mir eine der hofeigenen Tauben auf die Schulter gekackt hat, als wir auf der Abschiedsrunde von den Tieren waren.

Noch einige Erkenntnisse, die Sohn/ich/wir gesammelt haben:

  • drei Tage sächsisch reichen
  • man muß nicht ins Ausland reisen, um sich nicht mehr verständigen zu können. Sachsen reicht. Wer es nicht glaubt, mag sich mit dem Fleischer im örtlichen Supermarkt in Dresden unterhalten. Bestellen Sie einfach Hackfleisch und versuchen Sie, dem anschließenden Wortschwall einen Sinn zu entlocken. Nach vier Jahren ist das einzige Wort daß ich verstehe „Schabefleisch“ und ich habe keine Ahnung, was das sein soll
  • Verständigung scheitert manchmal an Kleinigkeiten, z.B. wenn Berliner plötzlich Pfannkuchen heißen (Pfannkuchen dagegen heißen Eierkuchen), Hackfleisch zu irgendwas wird (s.o.), Uhrzeiten wie dreiviertel acht oder Stütchen zu  Milchbrötchen werden
  • Anscheinend spreche ich nicht so hochdeutsch wie ich dachte. Der Zeitungaboanpreiser am Eingang des Dresdner Zoos hat jedenfalls aus der Antwort „Danke, wir sind nicht von hier“ glasklar auf meine Heimatregion geschlossen
  • Sohn hat die wertvolle Erkenntnis gewonnen, daß es beim Pinkeln in freier Natur wichtig ist, darauf zu achten, daß der Wind nicht von vorne kommt
  • ich vermisse R.SA. Ich kenne keinen anderen Sender, der „Fear Of The Dark“ von Iron Maiden oder Iron Butterflys In-A-Gadda-Da-Vida in voller Länge (immerhin siebzehn Minuten)  spielen würde. Auch sonst war das Musikprogramm fast dauerhaft hörenswert

Fazit: drei tolle Tage, die wir nächstes Jahr wiederholen werden. Die Wohnung ist jedenfalls schon mal reserviert.

Schlauschiesser