Ich war am Samstag mit Sohn bei meinen Eltern, zwecks Begutachtung und Erprobung seines neuen Fahrrades.
Bei der Gelegenheit ist mir eines aufgefallen: wie alt meine Elter inzwischen sind und wie absehbar es ist, das die beiden nicht mehr unendlich leben werden.
Mein Vater hat letztes Jahr eine Krebserkrankung überstanden. Ob das Thema wirklich durch ist, steht im Moment noch nicht fest. Aber egal wie: die Krankheit hat ihn schwer gezeichnet. Laut meiner Mutter hat er über zwanzig Kilogramm abgenommen. Hätte er nicht eine Konstitution wie ein Pferd gehabt, wäre er wohl nicht so einfach durchgekommen. Aber auch wenn er es überstanden hat, so hat es ihn doch viele, wenn nicht sämtliche, Reserven gekostet. Und mit den Reserven auch Lebenszeit. Aber das hatte mein Onkel (seines Zeichens Arzt) prophezeit. Stand heute würde ich nicht mehr sehr viel darauf wetten, das er in fünf oder sechs Jahren noch lebt.
Meine Mutter war noch nie sonderlich gesund. Solange ich denken kann, plagen sie irgendwelche Zipperlein. Unter anderem mehr oder weniger dauernde Probleme mit den Atemwegen und der Lunge, die natürlich rein gar nichts mit dem Rauchen zu tun haben, dem sie seit über dreißig Jahren hingebungsvoll frönt. Ihre Einstellung, daß die drei Tassen Kaffee am Morgen den Flüssigkeitsbedarf für den ganzen Tag decken ist auch nicht sonderlich hilfreich. Früher waren die Zipperlein nicht so wild, aber inzwischen fordert auch bei ihr das Alter seinen Tribut. Änderungen im Verhalten sind nicht zu erwarten: sie ist absolut erkenntnis- und beratungsresistent. Ewig geht das nicht mehr gut. Und das besonders bittere ist, daß es gar nicht so sein müßte.
Obwohl es klar ist, daß niemand ewig lebt, ist das Erkennen der Tatsache, daß auch die engsten Angehörigen davon betroffen sind, noch mal was ganz eigenes. Da hilft alle Rationalität nichts: man erschreckt sich ob der Sterblichkeit derjenigen, die man früher doch mal für unsterblich gehalten hat. Zumal Tod und Sterben auch ein Thema sind, um daß sich jeder gerne herumdrückt. Warum eigentlich? Es wird doch nicht besser, wenn man so tut, als ginge einen das Ganze nichts an. Vielleicht wäre es alles ein wenig einfacher, wenn etwas Offenheit herrschte. Wie das genau aussehen soll, weiß ich auch nicht, aber so ist es auch doof.
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