Wie jedes Jahr sind wir auch dieses Jahr in den Sommerferien in den Urlaub gefahren. Südtirol war diesmal das Ziel.
Es war sehr schön. Wir sind gewandert, so richtig mit bergauf und bergab auf höchstens mittelmäßig audgebauten Wegen. Noch ist das Schnittchen in einem Alter, wo sie diese Touren mitmacht. Zusätzliche Motivation mögen ihr die Wanderschuhe und -socken gegeben haben, die wir vor dem Urlaub angeschafft haben. Untergekommen sind wir in einer Ferienwohnung auf einem Bauernhof in Klobenstein (oder Collalba, wie der Italiener sagt). Denn in Südtirol ist alles zweisprachig, da dort Italiener und deutsch sprechende Italiener zusammen leben.
Wäre das alles, würde ich es nicht aufschreiben. Hier also der denkwürdige Teil.
Es ist Donnerstag, am Samstag wollen wir wieder nach Hause. Als Abschluß des Urlaubs sind wir noch einmal wandern gegangen und anschließend in das örtliche Schwimmbad zur Entspannung. Ein rundum gelungener Tag.
Bis das Auto auf dem Rückweg in grellem rot und unter lautem Gepinge im Display verkündete „Motor könnte zerstört werden„. Da war es mit der Ruhe vorbei.
Rechts ran, Warnblinker an, durchatmen.
Die Meldung verschwand so plötzlich, wie sie gekommen war. Hoffnung keimte auf, es sei ein einmaliger Fehler und also fuhren wir weiter. Bis fünf Kilometer später das Auto wieder den möglichen Exitus seines Motors ankündigte.
Diesmal haben wir die Meldung ernst genommen und deswegen haben wir den (gottseidank) nahegelegenen Rastplatz angefahren. Dort Kriegsrat: was ist zu tun? Ganz klar: ADAC anrufen und der hilft.
Oder auch nicht. Denn wenn man keine Plus-Mitgliedschaft hat, dann zuckt der ADAC mit den Schultern und erklärt sich für nicht zuständig. Aber immerhin haben wir die Info bekommen, das italienische Gegenstück hieße ACI und der würde uns helfen. Mit ein bißchen Glück wäre sogar jemand am Telefon, der deutsch oder englisch spräche.
Ermutigend…
Um unsere Chancen zu erhöhen, bin ich einfach in die Tankstelle des Rastplatzes gegangen, um den dort tätigen Kollegen um Hilfe zu bitten. Leider sprach der nur italienisch und seine Motivation uns zu helfen ging asymptotisch gegen null. Irgendwann hatte er meine Bitte, das er den ACI anrufen und um einen Abschlepper bitten solle begriffen (oder ich bin ihm einfach genug auf den Sack gegangen. Wer weiß.) und er telefonierte mit jemandem. Am Ende des Telefonats erklärte er mir, es dauere jetzt 20 Minuten, wahrscheinlich eher eine halbe Stunde, dann käme der Schlepper. Ok, immerhin.
Eine Stunde später habe ich ihn dann noch mal gefragt, wann denn jetzt etwas passiere. Daraufhin wurde mir kommentarlos ein Zettel mit der Telefonnummer der örtlichen Polizeistation zugeschoben. Der Vogel hat nicht den ACI, sondern die Polizei angerufen und die gebeten, einen Schlepper zu organisieren. Die haben die Bitte entgegen genommen und dann sofort in die Rundablage entsorgt.
Gut, dann rufe ich eben selber ACI an und organisiere den Abtransport. Irgendwie wird das wohl gehen, trotz nicht vorhandener Italienischkenntnisse unsererseits. Lange Rede, kurzer Sinn: man kann nicht ohne weiteres von einem deutschen Handy eine italienische Servicenummer anrufen. Jedenfalls nicht, wenn man O2 Kunde ist. Dann muß man das freischalten lassen. Ach ja, erwähnte ich, das O2 keine 24/7 Hotline hat, sondern abends einfach zumacht? Blöd, wenn man abends um 22 Uhr ein Anliegen hat und außer der Ansage „Sie rufen außerhalb unserer Hotlinezeiten an“ nichts passiert.
Inzwischen mittelschwer angepißt bin ich in den angrenzenden Supermarkt. Dort lungerte tatsächlich jemand herum, der deutsch sprach. Nachdem ich ihm unsere Situation und mein Problem geschildert hatte, fragte er allen Ernstes was er jetzt tun solle. Auf meine Bitte von seinem italienischen Handy aus den ACI anzurufen, reagierte er, als hätte ich ihn gebeten, mit einem Esel auf dem Dorfplatz Unzucht zu treiben.
Naja, irgendwann kam der Schlepper und ihm entstieg Gianluca. Der erste Lichtblick seit unserer Strandung auf diesem Rastplatz. Er erklärte uns wortreich allerlei Dinge, die wir nicht verstanden haben, da er italienisch sprach. Unbeeindruckt redete er weiter, wechselte aber irgendwann in eine Art Englisch, so das Kommunikation möglich wurde.
Zusammengefasst: er könne uns offiziell nicht mitnehmen wegen Vorschriften, hätte aber Verständnis für unsere mißliche Lage und wolle uns helfen. Er könne uns nicht in unseren Urlaubsort bringen, sondern nur nach Brixen (Bressanone), zu seiner Basis. Aber, falls gewünscht, könne er uns ein Hotel organisieren. Das hat er auch beides getan (schleppen und organisieren). Und so kamen wir gegen 0:30 Uhr in Brixen an.
Was danach passiert ist, schildere ich in einem zweiten Teil.
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