Dinge, die man von seinem Vater nicht hören will

Dinge, die man von seinem Vater nicht hören will

Es war die letzten Tage ziemlich ruhig hier. Das hat auch seinen Grund.

Montag abend um kurz nach halb zehn rief meine Mutter an. Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Sie ruft von sich aus so gut wie nie an, auch nicht zu halbwegs normalen Zeiten. Wenn sie sich also entschließt, zu so einer ungewöhnlichen Zeit anzurufen, dann ist etwas im Buch. Meistens etwas schlechtes. Dieser Anruf war keine Ausnahme.

Sie rief an um mir zu sagen, daß es meinem Vater dramatisch schlechter geht. Konkret bedeutet das, er liegt nur noch im Bett, ißt so gut wie nichts mehr und hat in den letzten Tagen noch mehr Gewicht verloren (ich hätte nicht gedacht, daß das möglich gewesen wäre). Ich bin dann hingefahren und hatte eine Unterhaltung mit ihm, auf die ich wirklich gerne verzichtet hätte.

Er hat mit mir seinen (überschaubaren) Nachlaß geregelt und verfügt, wie er beerdigt werden möchte. Und so, wie er aussieht, macht er das nicht aus Spaß. Er mag nicht mehr. So, wie sein Leben im Moment ist, hält er es nicht aus. Er hat immer irgendwas gearbeitet. Nachdem er aus seinem Job mußte, hat er bei einer Beraterfirma angeheuert, um Leute aus anderen Ländern das beizubringen, was er sein Leben lang gemacht hat. Als das weniger wurde, hat er sich als eine Art Hausmeister betätigt. Das alles geht jetzt nicht mehr. Und er weiß, daß sich da nichts mehr daran ändern wird.

Wir (meine Mutter und ich) werden ihn also ziehen lassen müssen. Es ist aber schwer nicht egoistisch zu sein und von ihm zu verlangen, weiterzumachen.

Schlauschiesser