Das Ende einer Ära

Das Ende einer Ära

Noch etwas erwähnenswertes ist während meiner Blogabstinenz passiert, was ich ihnen nicht vorenthalten möchte.

Im April 2020 habe ich mich beim motorradfahren zum allerersten Mal auf die Fresse den Bart gelegt. Damit ist meine Strähne von 28 Jahren gerissen. Etwas zu fest die Vorderradbremse betätigt, dazu etwas Schotter auf der Straße und schon ist es vorbei.

Falls ihnen so etwas noch nie passiert ist: wenn bei einem Zweirad das Vorderrad blockiert ist es sofort aus und man liegt. Es gibt keine Möglichkeit zu korrigieren oder die Bremse einfach loszulassen. Es ist nicht wie bei der Hinterradbremse. Betätigt man diese zu hart blockiert zwar auch der Reifen, aber es gibt nur einen schwarzen Streifen auf der Strasse. Schlimmstenfalls wackelt das Heck etwas, aber das ist  einfach zu kontrollieren.

Keine Sorge, dem Motorrad ist nichts passiert. Das Ganze ist bei niedriger Geschwindigkeit passiert. Opfer waren die linke Fußraste (abgebrochen) und der Instrumententräger (das Plastik ist gebrochen). Erstere zu ersetzen ist trivial, bei letzterem ist etwas Glück gefragt. Der entscheidende Hinweis kam aus der Mailingliste, in der ich Mitglied bin, seit ich das Motorrad habe (immerhin über zwanzig Jahre). Jemand dort hat bei ebay in Amerika einen chinesischen Anbieter gefunden, der nicht nur dieses Teil herstellt sondern auch weltweit liefert. Bestellt, bezahlt und dann gewartet. Nach einigen Wochen kam dann das Teil. Die Verpackung war zwar schwer beschädigt, der Inhalt aber unversehrt. Meine neue Werkstatt des Vertrauens hat das dann alles verbaut jetzt ist die Hübsche wieder fit.

Was mich in solchen Fällen an das Gute im Menschen glauben läßt, ist die Tatsache, das mir sofort von verschiedenen Personen geholfen wurde. Ich hatte noch nicht ganz begriffen, was passiert war, da standen die ersten zwei Personen bei mir und fragten, ob alles ok sei, ob ich Hilfe bräuchte, ob ich aufstehen können, ob ich verletzt sei. Dann haben sie mir geholfen, das Motorrad aufzurichten (nicht ganz trivial bei 260 Kilogramm Leergewicht) und es von der Straße auf den parallelen Radweg zu bewegen. Einer von beiden hat den Abschlepper gerufen und mir gestattet, die Kleine anzurufen, damit sie mich aufsammeln kann (sie war ganz schön geschockt). Dann ist er bei mir geblieben, um sicherzugehen, das mein Kreislauf nicht wegsackt, wenn der Schock nachläßt. Menschen können auch nett sein.

Toll war auch der Typ, der auf dem Fahrrad an vorbei kam. Er hielt an, schaute mich an, schaute das Motorrad an, dann wieder mich.

Er: Unfall?

Ich: Jo.

Er: Scheiße.

Ich Jo.

Er: Holt dich einer ab?

Ich: Jo, Frau ist unterwegs.

Er: Und das Motorrad? Ich wohne um die Ecke, ich kann eben meinen Sprinter holen, dann verladen wir die. Habe ich für meinen Motorradclub schon oft gemacht. Mußt mir nur sagen, in welche Werkstatt du willst.

Nett, oder? Einem wildfremden so etwas anzubieten.

Interessant auch der Fahrer des Abschleppers. Ein älterer Mann, der vor seiner Verrentung Feuerwehrmann war und in seiner Freizeit auf einem Seenotrettungskreuzer der DGzRS mitgefahren ist. Ich könnte wetten, der hat ein paar interessante Geschichten zu erzählen.

Dieses Ereignis wollte ich ihnen nicht vorenthalten.

Schlauschiesser