688

Diese Zahl geistert seit einigen Tagen durch die Medienlandschaft.

Sie beziffert die Höhe der Rente, die einem Arbeitnehmer ab 2030 zusteht, wenn er 30 (dreißig!) Jahre lang in die Rentenkasse einzahlt und dabei durchschnittlich 2500 Euro brutto verdient hat.

688 Euro im Monat

Toll, oder? Bei solchen Perspektiven macht arbeiten gehen doch mal richtig Spaß. Und da sich niemand hinstellt und diese Zahl öffentlich in Frage stellt, nehme ich an, das sie ziemlich dicht an der Wahrheit liegt oder gar die Wahrheit ist.

Mohooment wird der eine oder andere einwenden. Private Vorsorge tut not und ist unabdingbar, das wisse doch jeder.

Stimmt, aber auch die muß man sich leisten können. Wer weniger als die 2500 Euro verdient (und das sind nicht wenige), wird sich sich unter Umständen ziemlich schwer tun, Geld für Dinge zu erübrigen, die erst in vielen Jahren akut werden. Aber irgendwann ist es dann unausweichlich: man ist alt und stellt fest, das man als Belohnung für ein Arbeitsleben nicht mal den Sozialhilfesatz bekommt. Ebenso unausweichlich ist das was folgt: der Gang zum Sozialamt (was viele aus Stolz vermeiden. Nachvollziehbar, wie ich finde) oder die Suche nach einem Job, um die Rente auf ein Niveau zu heben, das einem zumindest das Überleben sichert. Die Statistiken vermelden, das diese Bewegung Älterer in den Arbeitsmarkt bereits eingesetzt hat (u.a. hier). Was natürlich am anderen Ende des Altersspektrums für Probleme sorgt, wenn plötzlich Rentner zur Verfügung stehen, die die einfachen Jobs für kleines Geld machen. Denn dann stehen diejenigen, bei denen es, aus was für Gründen auch immer, zu einer Ausbildung nicht gereicht hat, im Regen: die paar Jobs, die es für sie gibt machen andere für weniger.

Natürlich gibt es die Politiker die zynisch bejubeln, das die Rentner ja immer länger fit und aktiv blieben und einen wertvollen Beitrag zum Arbeitsmarkt lieferten. Das in vielen Fällen blanke Not dahinter steckt kommt in ihrer Welt nicht vor. Wie denn auch: ein Abgeordneter bekommt bereits nach einem Jahr Bundestagszugehörigkeit 2,5% seiner Abgeordnetenentschädigung von 8252 Euro (ab dem 01.01.2013) als Altersentschädigung. Jedes Jahr, das er im Bundestag verbringt kommen weitere 2,5% dazu, bis zu einer Obergrenze von 67,5% (Quelle). Das heißt bereits nach vier Jahren hat er einen Anspruch auf 825 Euro Rente. Hält er zwei Legislaturperioden durch sind es bereits 1650 Euro. Dazu kommen noch Rentenansprüche aus den Tätigkeiten, die er vor und nach seiner Abgeordnetentätigkeit ausübt. Wenn solche Leute über Altersarmut sprechen, dann ist es, als rede der Blinde von Farben.

Schlauschiesser