Und ihr Wochenende?

Und ihr Wochenende?

Der Montag fügt sich nahtlos da an, wo der Samstag aufgehört hat.

Samstag, kurz nach zehn Uhr morgens. Sohn und ich sitzen am Tisch und frühstücken. Es schellt, was ungewöhnlich ist. Messerscharf folgere ich „Das ist der Postbote!“ während Sohn schon unterwegs in Richtung Tür ist. Er drückt auf, kommt zurück und setzt sich, als es wieder schellt. Wiederum folgere ich messerscharf „Wohl doch nicht der Postbote. Dann eher die Nachbarin, die mich in eine Diskussion über die Verteilung der Treppenhausreinigung und Durchführung derselben verwickeln will. Wieder mal.“ Seufzend erhebe ich mich und gehe an die Tür. Es ist der Postbote, der mir mit den Worten „Gegen Zustellungsurkunde“ einen gelben Umschlag reicht und wieder verschwindet. Milde irritiert und beunruhigt (gelbe Umschläge sind immer höchst verdächtig und bringen selten Gutes) tapse ich zurück an den Tisch. Richtig: anscheinend habe ich vergessen ein Knöllchen zu bezahlen und das ist die Erinnerung. Aus den ursprünglich 15 Euro sind dann gleich mal 38,50 Euro geworden. Wahrscheinlich um den Erziehungseffekt zu verstärken.

Mittelschwer angesäuert gehe ich in Richtung Küche, um Kaffee nachzufüllen, als mein Blick aus dem Fenster fällt und eine Dame in kanariengelber Jacke mit Stadtwappen auf dem Ärmel erfaßt. Die Zettelpupe Sie ist gerade eifrig dabei, mir noch ein Knöllchen anzuhängen. Zusätzlich zu dem, welches noch unter meinem Scheibenwischer hängt und von dem ich bis dahin auch noch nichts wußte.

Fazit: noch vor dem zweiten Kaffee 68,50 Euro an Knöllchen kassiert. In einem Stadtteil zu wohnen, in dem das Verhältnis von Autos zu erlaubten Parkplätzen geschätzt 3:1 ist zahlt sich eben aus. Für die Stadt jedenfalls.

Dafür war der Sonntag schön. Und kostenfrei.

Schlauschiesser