Grüße von früher

Grüße von früher

Mein bester Freund aus Jugendtagen ist wieder da. Genauer: ich weiß, wo er arbeitet. Nämlich als Filialleiter eines nicht ganz kleinen Ladens in meiner Heimatstadt.
Gesehen habe ich ihn seit bestimmt fünfzehn Jahren nicht mehr. Nach der Schule trennten sich unsere Wege ziemlich schnell und auch die gelegentlichen Kontakte schliefen irgendwann ein. Aber weil ich ihn gerne mal wiedergesehen hätte, sind Sohn und ich mal vorbeigefahren.

Was soll ich sagen? Der Typ, den ich früher schon mal nach Hause getragen habe, weil er zu breit zum Laufen war, wohnt heute mit Frau (der ersten), zwei Kindern (beide von der gleichen Frau) in einem Eigenheim mit Garten in besserer Wohnlage. Schon seltsam. Nicht falsch verstehen: ich gönne es ihm und seiner Frau von ganzem Herzen. Aber es war eben überhaupt nicht abzusehen, daß er die Kurve zu einer so normalen bürgerlichen Existenz schaffen würde.
Die Antwort auf die Frage, wie es mir so ergangen sei, war etwas anders gelagert. Kind gezeugt, geheiratet (in dieser Reihenfolge), Arbeitslosigkeit, Scheidung, Umzüge im Zweijahrestakt hatte er offensichtlich nicht erwartet.
Wir haben Telefonnummern getauscht, mal schauen, ob er sich meldet. Da er den deutlich volleren Terminkalender hat, haben wir verabredet, daß er sich melden soll. Wäre schön, sich in Ruhe zu unterhalten und nicht in seinem Büro bei einer Tasse Kaffee.

Schlauschiesser