Zurück! (mit Nachtrag)

Zurück! (mit Nachtrag)

So, da wäre ich wieder. Einigermaßen erholt und sogar mit ein bißchen Farbe im Gesicht.

Was gibt es denn so zu berichten? Mal schauen…

Eines ist definitiv klar: 2009 ist für mich kein Jahr der problemlosen Urlaubsfahrten. Schon die Dresdenfahrt mit Sohn war eine Odyssee, aber die Fahrt nach Italien war die Mutter aller Odysseen. Aufgebrochen sind wir mitten in der Nacht um halb drei. Der Plan war, wie letztes Jahr, daß der Panda bis an die deutsche Grenze fährt und ich den Rest übernehme. Hat aber nicht so ganz hingehauen, denn nachdem ich eine zeitlang den Fahrstil des Pandas beobachtet hatte, blieb nur eine Diagnose: sie sieht nichts. Oder jedenfalls nicht genug, um nachts auf der Autobahn am Verkehr teilnehmen zu können. Aussagen wie „Ich sehe die Rücklichter der Autos als große rote Punkte mit einem Kreis drumherum.“ schaffen auch keine Vertrauen. Also Fahrerwechsel.

Auf dem Weg nach Süden berichtet das Radioschon vor der schweizer Grenze von zehn Kilometern Stau mit zwei Stunden Wartezeit am Gotthardtunnel. Unsere geplante Umfahrungsaktion stellt sich Fehlschlag heraus. Wir haben den falschen Tunnel umfahren. Also nehmen wir die zweite Variante und fahren über den Gotthardpass. Sehr schön und auch nicht überfüllt mit anderen Fahrzeugen. Jedenfalls nicht, wenn man von den Fahrrädern absieht, deren Fahrer sich in den Kopf gesetzt haben, den Berg mit der Kraft ihrer Beine zu überwinden. Bergauf sind sie aufgrund ihrer Langsamkeit und daraus resultierenden schwankenden Fahrweise ein Hindernis, bergab sind sie aufgrund ihrer Entschlusses sich durch nichts, schon gar nicht von stehenden Autos, aufhalten zu lassen ein Quell steter Schrecknis.  Die vierspännige Kutsch auf dem Weg rundet das Bild ab.

Lange Rede, kurzer Sinn: es war schon spät am Abend, als wir am Hotel ankamen. Erschwerend kam hinzu, daß die Adresse, die das Hotel auf seiner Webseite angibt leider nicht zum Hotel selber führt.

Egal, wir haben es gefunden und für einen tollen Abschlußsatz des Pandas hat es auch noch gereicht:

Ich fahre doch nicht nach Italien, um dann chinesisch zu essen. Laß uns nach McD gehen.

Haben wir dann aber auch nicht gemacht, sondern uns im ortsansässigen Supermarkt (inkl. Pizzabäckerei. Ich liebe Italien)  mit Pizza versorgt. Die wird nach Gewicht abgerechnet und ist ausgesprochen lecker und günstig.

Sonntag:

morgens das etwas kärgliche nicht so reichhaltige Frühstücksbuffet in Augenschein genommen und Bekanntschaft mit dem geschlossen, was der hoteleigene Kaffeevollautomat unter Kaffee versteht. Eine Flüssigkeit, die den Hinterlassenschaften einer mittelgroßen Ölkatastrophe ähnelt. Leicht zähflüssig mit einer Schaumschicht bedeckt (von Crema wollen wir nicht reden), die dem Versuch, sie mit einem Löffel beseite zu schieben, erheblich Widerstand entgegensetzt. Auch geschmacklich ähneln sich die beiden Dinge wahrscheinlich.

Egal, wir sind nicht zum Spaß da, sondern um Urlaub zu machen. Also auf zum TOP 1: die Strandpromenade in einem Nachbarort. Drei Kilometer lang und damit einen Besuch wert. Da der Panda ein Nervenbündel eher nervöser Beifahrer ist und die Italiener, speziell die zweirädrig unterwegs seienden, ein gewisse Lockerheit im Umgang mit den Verkehrsregeln an den Tag legen, war die Fahrt an sich schon abenteuerlich.

Höhepunkte des Tages:

  • der Kurzbesuch an einem öffentlichen Strand. Vergleich mit der Tokioter U-Bahn im Berufsverkehr drängen sich auf. Das Knöllchen, das wir bekommen haben erwähne ich nur der Vollständigkeit halber.
  • Essen bestellen in einem italienischen McD bei einem Mitarbeiter, der des Englischen nicht im geringsten mächtig ist. Klingt einfacher als es ist, glauben sie mir.

Montag:

den Trick entdeckt, der den Kaffee genießbarer macht: heißes Wasser, welches für den Tee bereitsteht, hinzugießen. Viel heißes Wasser. Dann auf nach Pisa. Der Gott des Parkens ist uns hold: wir finden nur zehn Fußminuten vom touristischen Höhepunkt entfernt einen Parkplatz. Den Automaten mit reichlich Eurostücken gefüttert und los. Den Tag haben wir dann komplett auf dem Piazza rund um den Turm und den Dom verbracht. Ich glaube, ich habe noch nie so viele Souvenirstände auf einem Haufen gesehen. Und so wenige Italiener. Die einzigen Einheimischen waren, glaube ich, die, die in den Ständen gearbeitet haben.

Natürlich waren wir auch auf dem Turm. Das Recht hinaufzusteigen kann man sich für schlappe 15 (fünfzehn!) Euro pro Person erwerben.

Höhepunkte des Tages:

  • ein seekranker Panda auf dem schiefen Turm. Sie hat gedroht, mich herunterzuwerfen, als ich so getan habe, als wollte ich den Turm ins Schaukeln bringen.
  • leuchtende Pandaaugen beim Anblick der Souvenirstände zusammen mit der Erkenntnis „Vielleicht bin ich ja doch ein Urlaubstyp“.

Dienstag:

Ganztagesausflug zu dem laut Reiseführer bekanntesten Geheimtip der Gegend: dem Nationalpark Cinque Terre. Anreise sollte mit dem Zug stattfinden, da der Panda zum einen keine Lust auf eine Fahrt über die Bergstraßen hatte und zum anderen die Parkplatzsituation wohl etwas angespannt sein soll. Hat auch alles prima geklappt. Auch hier hielt der Gott des Parkens wieder seine Hand über uns: direkt vor dem Haupteingang des Bahnhofs hat er uns einen freien Parkplatz angedeihen lassen.

Wir sind natürlich die Via dell’Amore entlanggelaufen und auch in das nächste Dorf sind wir noch zu Fuß gegangen. Angesichts der ca. 360 Stufen, die wir bis in das Dorf selber hätten erklimmen müssen, fiel die Entscheidung den Rest des Weges mit der Bahn zu machen, leicht (Tagesticket sei Dank). Vom letzten Dorf aus sind wir dann mit dem Schiff wieder zurück bis an unseren Ausgangspunkt und dann zurück zum Auto.

Höhepunkte des Tages:

  • leuchtende Pandaaugen beim Anblick eines Kartenspiels mit Motiven aus der Region („Ohhh, soll ich die kaufen? Unsere alten Karten sind doch schon fast durch.“). Sind sie zwar nicht, aber wer bin ich denn, dagegen zu argumentieren?
  • Während einer kurzen Rast auf dem Wanderweg: „Ich warte mal eben, bis keiner guckt“. Meine Vermutug: der Panda will sich kurz in die Büsche schlagen, um dem Ruf der Natur zu folgen. Falsch: sie will sich nur Deo unter die Arme sprühen.
  • ich sitze auf einer Kaimauer und halte, zwecks Erfrischung, die Füße in das kühle Mittelmeer. Plötzlich kommt von irgendwoher eine Welle und schwappt über die Mauer und mich. Vielen Dank.
  • das Abendessen, als wir wieder zurück in Sarzana waren.

Mittwoch:

Tagesausflug nach Genua. Nicht viel zu sagen. Genua ist keine schöne Stadt. Die Palazzi (Palazzen? Palazzos?) aus dem 16. Jahrhundert sind zwar recht ansehnlich, aber mehr auch nicht. Auch der Porto Antico ist in der Realität nicht so toll, wie man glauben möchte.

Höhepunkte des Tages:

  • Pinkeln gehen in einem Palazzo aus dem 16. Jahrhundert, in dem heute das Rathaus der Stadt untergekommen ist.
  • die Rückfahrt auf der Küstenstraße statt über die Autobahn. Wenn man es erstmal geschafft hat, heile aus Genua herauszukommen, wird man (also der Beifahrer. Als Fahrer ist man mit dem Vermeiden von Kollisionen voll und ganz ausgelastet) mit tollen Ausblicken belohnt.
  • das Fest Follo sotto le stelle, in das wir zufällig hineingeraten sind.

Donnerstag:

Abreise. Vor der Abfahrt noch mal über den Markt in Sarzana geschlendert. Ganz nett, aber nichts, was einen vom Stuhl reißt. Dann Abfahrt in Richtung Bayern, wo der zweite Teil des Urlaubs stattfinden soll: die Hochzeit einer Freundin des Pandas. Dazu später mehr.

Höhepunkte des Tages:

  • keine
  • [Nachtrag] an der letzten Autobahnraststätte vor der österreichischen Grenze habe ich mein Lieblingskaugummi gefunden und direkt mal großzügig eingekauft.
Schlauschiesser