Ich habe ein Urlaubsdomizil mit Internetzugang. Umsonst. Mitten in Berlin.
Was natürlich bedeutet, das ich quasi tagesaktuell berichten kann. Also, los gehts.
Es war Sohns erster Flug. Das weiß jetzt auch der ganze Flughafen, denn jeder, der nicht bei drei auf dem Baum saß wurde darüber informiert. So aufgeregt habe ich meinen, im Großen und Ganzen doch eher zur Ruhe neigenden, Sproß noch nicht erlebt. Während wir auf das Boarding warteten (immerhin eine gute halbe Stunde) stand das Mundwerk nur still, um an seinem Orangensaft zu nuckeln. An Bord selber raubte ihm die leicht in Angst umschlagende Nervosität etwas die Sprache. Aber nur solange, bis der Pilot am Anfang der Startbahn richtig auf s Gas getreten hat (wenn man das so sagen kann). Dann brach sich die Begeisterung lautstark Bahn (bahn?). Der Rest des Fluges lief unspektakulär. Bis auf die Tatsache, das ich während der Landung einen Schweißausbruch bisher ungekannten Ausmaßes erlebt habe. Völlig grundlos, denn das Wetter war perfekt, keine Ruckeleien, die über das normale Maß hinausgingen, alles gut. Aber mir lief der Schweiß am ganzen Körper. Es war keine Angst oder Übelkeit. Egal, als die Räder den Boden berührten war es vorbei und alles war gut. Als besonderes Highlight durfte Sohn ins Cockpit und sich auf den Platz des Copiloten setzen.
Etwas schwieriger gestaltete sich die Suche nach einer Möglichkeit, zu unserem Hotel zu kommen. Der Flughafen Tegel strotzt meiner bescheidenen Meinung nach nicht unbedingt vor Übersichtlichkeit und auch die vorhandene Beschilderung hilft dem völlig Fremden nicht unbedingt weiter. Aber irgendwann war der Hinweis auf einen Infoschalter gefunden und praktischerweise war der Schalter der Berliner Verkehrsbetriebe direkt daneben. Der KAuf eines Fünf-Tage-Tickets für alle Preisstufen schlägt mit nicht unbedingt schlanken 34 Euro zu Buche, muß aber sein. Dann noch in den richtigen Bus gestiegen und zwanzig Minuten später sind wir in der Nähe des Hotels. Nach ein wenig Herumgeirre auf dem Kurfürstendamm finden wir tatsächlich die richtige Querstraße und somit unser Hotel. Da unser Zimmer erst ab 14 Uhr bezugsfertig ist, werden wir gebeten uns bis dahin (immerhin zwei Stunden) die Zeit anderweitig zu vertreiben. Geht ganz einfach: suchen Sie einfach auf dem Kurfürstendamm nach so etwas profanem wie einem Bäcker zwecks Nahrungsaufnahme. Nachdem wir eine ganze Zeit erfolglos auf dem Prachtboulevard gesucht haben, haben wir uns zu einer Vorgehensweise entschlossen, die bisher immer gute Ergebnisse gebracht hat: fragen. Egal wen, jeder weiß mehr als wir und ist somit hilfreich. In diesem Fall traf es den leicht irritierten Sicherheitsmitarbeiter des Adidasladens. Sein Tip: das Europacenter. Und siehe: ein Bäcker. Was ich sage: fragen hilft. Nachdem Sohn und ich uns ausgiebig gestärkt haben geht es zurück zum Hotel.
Die Ernüchterung folgt auf dem Fuße. Das telefonisch bereits Mitte letzter Woche angeforderte Zimmer mit zwei getrennten Betten ist verbaselt worden. Wir haben ein Doppelbett. Sohn ist optimistisch, daß es trotzdem gehen wird. Ich nicht. Also besteht der erste Weg nach dem Einräumen und Ausruhen aus einem Gang zur Rezeption, um das Zugesagte einzufordern. Geht erst morgen. Soll mir recht sein. Eine Nacht überstehen wir auch so.
Was also tun mit dem angebrochenen Tag? Ich muß gestehen, ich habe mir keine rechten Gedanken gemacht, was man machen könnte. Also spontan sein. Und kreativ. Und das möglichst schnell. In höchster Not fiel mir folgende Frage ein: „Möchtest Du mal sehen, von wo Deutschland regiert wird?“ Erfreulicherweise zeigte Sohn spontane Begeisterung und also fuhren wir zum Reichstag (als ob von da regiert würde). Und auch hier hilft die Technik zu fragen, wenn man nicht weiter weiß. Um herauszufinden, wie lange es wohl bei der gegebenen Schlangenlänge dauern würde in den Reichstag hineinzukommen wandte ich mich an den dort aufgebauten Infostand. Seine Antwort: „Sie können mit ihrem Sohn auch zum Familieneingang. Da gibt es nie eine Warteschlange.“ Ach was. Eine Mitarbeiterin erklärte sich bereit uns den Weg zu zeigen und tatsächlich: keine Schlange. Einfach reingehen und zur Kuppel hochfahren. Nachdem wir die Kuppel und den Reichstag wieder verlassen hatten, meldete Sohn Durst an. Kein Problem, direkt gegenüber gibt es eine entsprechende Lokalität. War der Reichstagsbesuch in Sohns Augen doch eher unspektakulär, so war das Spatzenfüttern in diesem Lokal definitiv ein Highlight. Eine Frau hat ihm ein halbes Brötchen geschenkt und er hat es komplett an die ortansässige Spatzengemeinde verfüttert.
Danach sind wir weiter zum Brandenburger Tor. Sohn, ganz Kind, konnte dem Bauwerk, seiner Geschichte und Bedeutung nicht wirklich etwas abgewinnen. Den beiden in unechten Uniformen posierenden Soldaten umso mehr. Hier die nächste Ernüchterung: anhand eines gesprochenen Satzes war einer der beiden „Soldaten“ nicht nur in der Lage, unsere Herkunftsregion (Ruhrgebiet) zu bestimmen, sondern auf zwei Städte einzugrenzen, von denen eine auch noch stimmte. Ich muß unbedingt an meiner Sprache arbeiten.
Auf dem Rückweg haben wir dann angestrengt Ausschau nach einem Lokal gehalten, wo man Nudeln und/oder Pizza zum Abendessen bekommen könnte. Nichts zu wollen. Asiatisch ja, in allen Formen und Farben. Thailändisch, chinesisch, japanisch, indisch, koreanisch kein Problem. Aber kein Italiener. Also zurück zu Bewährtem: fragen. Diesesmal in einer Apotheke am Bahnhof Zoo. Und auch hier wußte man Rat: Pizza Hut.
Danach ging alles ganz schnell. Essen, zurück zum Hotel, Sohn noch was vorlesen, er schläft. Ich sitze unten in der Lobby und halte fest, was der Tag so hergegeben hat. Aber jetzt ist auch für mich Schluß.
Morgen mehr…
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