Archiv 2018

Man kommt kaum noch hinterher

Wenn man den Nachrichten folgt, dann kann einem schwindlig werden ob der Geschwindigkeit, mit der die Dinge sich ändern.

Die Volksparteien bei Wahlen im freien Fall, die Grünen kommen wie Kai aus der Kiste nach vorne, Merkel bereitet ihren Abgang vor und die potentiellen Nachfolger fangen an frei zu drehen, Horsti gibt stückweise die Macht ab. Die AfD sitzt in allen Landtagen und behauptet weiterhin standhaft, sie hätten mit dem ganz rechten Rand nichts zu tun. Man fasst es kaum. Und das passiert nur hier vor Ort, über das Geschehen in der großen weiten Welt rede ich erst gar nicht.

Man war halt an das Beständige gewohnt. Angie hat achtzehn Jahre die CDU geführt, war sechzehn Jahre die Chefin vons Ganze (wenn sie die Legislaturperiode durchsteht) und schien das in alle Ewigkeit weiter machen zu wollen. Die SPD läßt sich seit Jahren von der CDU in einer großen Koalition verwursten, bis zu dem Punkt, wo kaum noch jemand auf die Idee käme dieser Partei einen sozialdemokratischen Touch unterstellen zu wollen. Die Grünen und Linken nölen aus der politischen Unbedeutsamkeit an allem herum, können aber nichts ändern. Das Einzig neue der vergangenen Jahre: FDP ist zurück und AfD ist neu aufgetaucht.

Und jetzt hektische Betriebsamkeit. Da muss man sich erstmal dran gewöhnen…

 

Stroke unit

So heißt in Krankenhäusern die Station, in die Schlaganfallpatienten eingewiesen werden.

So wie heute meine Mutter.

Ist nach erster Einschätzung der Ärzte alles nicht ganz so schlimm, aber ich hätte trotzdem gut darauf verzichten können mal wieder die 112 anzurufen um einen Rettungswagen zu bestellen.

Wollte ich schon immer mal

Ein weiterer Punkt auf Liste der Dinge, die ich schon immer machen wollte kann abgehakt werden: einem leibhaftigen Weltmeister in irgendetwas die Hand schütteln.

Heute erledigt: einem Mitglied der deutschen Kanupolo-Nationalmannschaft die Hand geschüttelt. Die sind dieses Jahr in Kanada Weltmeister geworden.

Und noch ein neues Hobby

Mein allerliebster Lieblingssender Tele5 sendet alles, was andere Sender nicht mal mit der Kneifzange anfassen würden. Zum Beispiel so grandios beknackte Formate wie Man vs. Fly oder irgendeine Show, deren Namen ich vergessen habe, die aber wirkte, als hätte der letzte Trip, den Produzenten und Schreiber eingeworfen hatten, unangenehme Langzeitfolgen gehabt.

Für schwüle Sommerabende waren samstags die Bumsbuster im Programm. Filme aus der „Heute jodelt die Lederhose“-Ecke. Allein für den Trailer musste Fremdschäm-Skala um einige Schritte nach oben erweitert werden. Auf so eine Idee muss man erstmal kommen. Und dann muß es ja noch jemanden gegeben haben, der diese Idee abgesegnet und gesagt hat „Geiler Scheiß, machen wir. Stöbert mal durch das Archiv und bringt das Übelste mit, was ihr finden könnt.“

Apropos Übelste (was für eine Hammerüberleitung): das allerbeste, was dieser Sender aufzubieten hat, ist meiner bescheidenen Meinung nach aber die SchleFaz-Reihe. Hier werden die Schlechtesten Filme aller Zeiten präsentiert. Und schlecht heißt wirklich hirnerweichend schlecht. Man sitzt fassunglos vor der Kiste und fragt sich, was bei den Mitwirkenden wohl alles schief gelaufen sein muß, damit sie an diesem Film mitwirkten und das wahrscheinlich auch gut fanden. Beispiele? Bitte sehr. Das ganze wird vom dem Moderatorenpaar Oliver Kalkofe und Peter Rütten angemessen präsentiert. Was das bedeutet stellen sie sich bitte selber vor.

Wenn gerade eine Staffel läuft (so wie zur Zeit) gehört der Fernseher am Freitagabend mir. Bewaffnet mit einer Tüte Chips und mehreren Bieren (so um die drei, für jede Werbepause eines. Manchmal auch mehr, hängt ganz vom Film ab.) wird Trash konsumiert. Die Kleine versucht sich gerne zu drücken, wird aber von mir unter sanftem Hinweis auf den Passus „in guten wie in schlechten Zeiten“ auf die Couch gebannt. Geteiltes Leid ist doppelte Freude, sagt man ja auch.

Also: wenn sie Spass an grotesk schlechten Filmerzeugnissen haben und/oder einfach einen Grund brauchen, sich sinnlos mehrere Biere in die Rüstung zu knistern ist SchleFaz genau das Richtige. Danken sie mir später.

Macht mal Platz da am rechten Rand

Ich kann verstehen, wenn jemand nervös wird angesichts einer drohenden Klatsche. Wenn man in einer solchen Situation verbal danebengreift, bin ich auch bereit, ein wenig(!) Nachsicht walten zu lassen.

Wenn aber der aktuelle Bundesminister des Innern der versammelten Journaille in die Feder diktiert „Die Migrationsfrage ist die Mutter aller politischen Probleme in diesem Land.“ dann fällt mir alles aus dem Gesicht. Es war doch seine Schwesterpartei, die das beschlossen hat. Wo war er denn seinerzeit? Vielleicht habe ich es nur vergessen, aber ein derartiges verbales Geholze ist mir nicht erinnerlich. Wäre auch blöd gewesen, wo die meisten es ja gut fanden, was da getan wurde.

Aber jetzt, wo die Wahlen in Bayern anstehen, die Prognosen Schlimmes erahnen lassen und niemand ein Gegenmittel zu haben scheint, da langt er gerne mal gaaanz weit nach rechts. Schiebt die Schuld für alles Schlechte im Land auf die, die die kleinste Lobby haben: Migranten. Als wäre alles super gewesen, bevor sie aufgetaucht sind.

Die AfD wird es gefreut haben, das da ein Regierungsmitglied ihr Geschäft betreibt. So viel Bestätigung bekommt man nicht oft vom politischen Gegner. Und das Beste ist, das die eigenen Wähler sich bestätigt fühlen und eher fester zu einem stehen und die Wähler des Gegners unter Umständen zum „Original“ wechseln.

Ich denke, das Frau Merkel schon öfter den Tag verflucht hat, an dem sie Seehofer zum Minister machen musste.

Ach ja, Chemnitz

Wieder einmal ist der braune Mob wie entfesselt durch die Strassen einer deutschen Stadt getobt.

Wieder einmal hat die Polizei danebengestanden und sich durch Wegschauen und/oder Untätigkeit ausgezeichnet.

Wieder einmal hat der Ministerpräsident spät und halbgar reagiert.

Wieder einmal ist es in Sachsen passiert.

Was ist bloß los in diesem Bundesland? Wann immer dumpfe Fremdenfeindlichkeit, gerne in Verbindung mit tiefbrauner Blut-und-Boden-Ideologie, ihr häßliches Gesicht zeigt, ist Sachsen mit ziemlicher Sicherheit dabei. Andere Bundesländer haben das Problem auch, aber bei keinem ist es so offensichtlich wie dort.

Warum ist das so? Wenn man sich die Reaktionen von Polizei und Justiz anschaut, drängt sich manchmal der Verdacht auf, das diese ebenfalls in (weiten?) Teilen Sympathien für die diese Weltanschauung hegen. Das macht es natürlich für die entsprechend tickenden Personen attraktiv, dorthin zu gehen und sich zu betätigen. Aber dann muß man sich natürlich fragen, warum niemand aktiv geworden ist, als dieser Trend erkennbar wurde. Jetzt ist es wohl zu spät, zu groß ist die Gruppe, zu niedergelassen und vernetzt.

Dabei wäre es wichtig, sich in der Öffentlichkeit gut sichtbar hinzustellen und glaubhaft zu machen, das man diesen Typ Bürger nicht tolerieren wird und mit aller Härte gegen seine Verfehlungen vorgehen wird. Ich könnte mir vorstellen, das dem Land Schaden durch das Bild entsteht, das jetzt von ihm verbreitet wird. Hätte ich zu entscheiden, wo ich eine Firma aufmache, wäre Sachsen aus den o.g. Gründen raus. Für mich persönlich habe ich entschieden, keinen Urlaub mehr dort zu machen, obwohl Dresden eine schöne Stadt ist und mich die Sächsische Schweiz durchaus reizen würde.

Eine Lösung habe ich nicht, nur Ratlosigkeit und Bedauern für die sicherlich vorhandenen Sachsen, die diese Vorkommnisse genauso scheußlich finden wie ich.

Wußten sie schon?

Diese Seite, wie auch schlauschiesser.de, gibt es auch in der verschlüsselten Version unter https://schlauschiesser.com oder https://schlauschiesser.de.

Hier werden zwar keine hochgeheimen Daten veröffentlicht oder Themen behandelt, aber trotzdem bin ich der Meinung, das niemand mitlesen können sollte, wenn wir zwei (sie als Leser, ich als Schreiber) uns unterhalten.

An der automatischen Umleitung auf die verschlüsselte Seite arbeite ich noch. In der Zwischenzeit hilft die Browsererweiterung „HTTPS anywhere“ weiter.

[UPDATE] Das Plugin „Really Simple SSL“ hat getan, was ich wollte. Sie gelangen jetzt automatisch auf die https-Seite. Prima, Haken dran, Akte geschlossen.

Schockverliebt

Ich bin ein Freund der Sprache. Jemand, der mit Worten umgehen kann, hat ziemlich sicher meine Aufmerksamkeit, auch wenn mir das von ihm Gesagte vielleicht nicht gefällt.

Aus diesem Grunde lese ich furchtbar gerne Texte von Thomas Fischer. Der Mann hat eine Art zu schreiben, die genau mein Ding ist. Manchmal (zu) polemisch, manchmal witzig aber immer scheint durch, das er weiß, wovon er schreibt. Ich gestehe, das ich nicht immer auf Anhieb verstehe, was er sagen will, aber selbst das Zweitlesen ist noch ein Vergnügen.

Seine Kolumne „Fischer im Recht“ auf zeit online habe ich verschlungen. Leider war nach 118 Ausgaben schon Schluß. Jetzt treibt er sich hier und da herum, bei Spiegel online zum Beispiel. Wann immer ich auf etwas von ihm stoße weiß ich, es stehen vergnügliche zehn Minuten bevor.

Sollten sie Spaß an Sprache haben und nebenbei auch neuen Erkenntnissen nicht abgeneigt sein, kann ich ihnen den Mann ans Herz legen.

Herr, lass Hirn regnen…

oder Steine, hauptsache du triffst.

Ich mag Verschwörungstheorien. Nicht, das ich einer anhänge, aber ich schaue gerne zu, was die Gläubigen so von sich geben. Dazu frequentiere ich mehr oder weniger täglich drei Webseiten:

  1. Dinge, die Impfgegner sagen
  2. Die lockere Schraube
  3. Der goldene Aluhut (leider derzeit in Überarbeitung)

Was sich da an geistig erloschenen tummelt geht auf keine Kuhhaut. Da werden Theorien gewälzt, die jeder neuntklässler, der nicht permanent Kreide holen war, problemlos widerlegen kann. Beweise für diese Theorien stammen grundsätzlich von YouTube oder (für die Fortgeschrittenen) aus Channelings. Das ist, wenn Außerirdische mit dir reden. Meiner Meinung nach reden sie aus zwei Gründen mit einem:

  1. Du hast eine ausgewachsene und unbehandelte Psychose,
  2. Das was du eingeworfen und/oder geraucht hast war nicht gut.

Diskussionen sind auch immer wieder erfrischend zu beobachten. Oft laufen sie nach diesem Muster ab:

„Die Erde ist flach.“

„Nein, hohl.“

„Verpiss Dich, Systemtroll.“

Das, meine Freunde, ist Rhetorik auf allerhöchstem Niveau. Außerdem ist es ein unverstellter Blick in den Hohlraum, den die beteiligten Diskutanten zwischen ihren Ohren spazieren tragen.

Manchmal passiert es auch, das jemand Informationen braucht. Da ist er bei den anderen aber an die Falschen geraten. Solche Fragen werden grundsätzlich mit einem „Informier dich selber…“ abgebügelt. Die höflichere (wenn man das so nennen will) Variante ist etwas wie „Ich habe gerade keine Zeit, die Links herauszusuchen, google nach blabla.“. Was man aber nie bekommt, ist eine konkrete Antwort. Begeht man dann die Todsünde, weiter nachzufragen, wir der Ton rauer und am Ende steht gerne mal der Rauswurf aus der Facebookgruppe.

Unter der Härtesten, die ich auf diesen Seiten gefunden habe, sind aber die, die sich Chlorbleiche (sie nennen es MMS) in beide Enden des Verdauungstraktes kippen. Wenn ihnen dann übel wird, sie auf dem Weg zum Klo kollabieren oder ihre verätzte Darmschleimhaut ausscheißen (sorry, aber einer hat davon ganz stolz ein Foto gepostet) dann gehen sie nicht zum Arzt. Um Gottes willen. Sie tun das einzig vernünftige: sie fragen ihre Facebookgruppe, ob sie weitermachen sollen. Dreimal dürfen sie raten, wie die Antworten ausfallen. Was in diesen Kreisen noch nicht so richtig Anhänger gewinnen konnte, ist das Trinken von Petroleum. Sieht man mal hier und da, aber die Fangemeinde ist überschaubar. Knallt wahrscheinlich nicht genug.

Es gibt noch anderes Fachpersonal, aber die spare ich mir für ein anderes Mal auf.