Das Wichtigste der vergangenen Wochen

Das Wichtigste der vergangenen Wochen

Der Ostersonntag.

Denn das war der Tag, an dem Juniors Motorradausstattung zum ersten Mal für den Ernstfall gebraucht wurde. Man (seine Mutter, die Kleine, er und ich) trafen sich nachmittags auf dem Stadionvorplatz um ihn, so die Legende, an mich zu übergeben. Allerdings hat er wohl schon bei der Anfahrt sowohl das Motorrad als auch seine Klamotten gesehen und war kaum noch zu bremsen. Umziehen und dann los. Nach einigen warmen Worten darüber, was ihm drohe, wenn er hinter während der Fahrt Sperenzchen machen würde (sofortiges Absetzen in der nächsten Ortschaft, abholen per Auto und Verbannung der Ausrüstung in den Keller für den Rest der Saison) ging es los. Sohn ist von der eher expressiven Sorte, wenn es darum geht, Freude zu bekunden. Sein Gejubel und Freudengeheul war nach Aussage der beiden Frauen schon aus zehn Metern Entfernung zu hören. Wir haben dann ein bißchen herumexperimentiert, wie sich das mit dem Anfahren verhält (eben ganz anders als vom Fahrrad bekannt), wie wichtig es ist, sich richtig festzuhalten (was erst mit diesem Hilfsmittel richtig geht, dann aber richtig gut), was der Sozius beim Kurvenfahren tun muß (mit runtergehen, anderenfalls droht ernste Gefahr) und so weiter. Wir sind dann ein gutes Stündchen herumgekurvt und Sohn hat, so hoffe ich jedenfalls, Blut geleckt. Am Ostermontag sind wir dann zu meiner Mutter zum Mittagessen gefahren. Standesgemäß mit dem Zweirad. Auf dem Hinweg nur durch die Stadt, auf dem Rückweg auch ein Stück Autobahn. Das mußte er natürlich brühwarm meiner Ex-Schwiegermutter erzählen, die schon bei dem Gedanken, daß er alleine, ohne Polizeieskorte und großflächige Sperren, die Straße überquert der Ohnmacht nahe ist. Angeblich mit folgenden Worten „Omi, wir sind mit hundert Sachen gefahren.“. Dabei stimmt das gar nicht.

Seitdem sind wir noch ein paar Mal unterwegs gewesen, unter anderem an einem Motorradtreff in der Gegend. Was Sohn ganz großartig fand, zumal er eine Menge wohlwollende Blicke der anwesenden Fahrer bekommen hat. Eine Idee war es auch, den jährlichen Männerurlaub vielleicht in einer kurvenreichen Gegend mit dem Motorrad zu verbringen. Mal schauen, was daraus wird.

Was Sohn an dieser Motorradgeschichte am meisten beeindruckt ist, glaube ich, die Abhängigkeit zwischen dem Fahrer und seinem Sozius. Das er, obwohl er nicht die Maschine fährt, uns sehr wohl in ernste bis lebensbedrohliche Schwierigkeiten bringen kann hat er begriffen. Und das ich ihm trotzdem so sehr vertraue, daß er mitfahren darf, macht ihn imho sehr sehr stolz.

Das jedenfalls war der Höhepunkt der vergangenen Zeit. Es gab noch einiges andere, was sehr schön war, aber das war klar der Höhepunkt.

Schlauschiesser