Das kann doch alles nicht wahr sein

Das kann doch alles nicht wahr sein

Die letzten zwei Tage waren eigentlich ein Jahr im Schnelldurchlauf.

Ich versuche mal, eine Chronologie hinzubekommen.

Montag morgen. Frühschicht, was schon schlimm genug ist. Extra früh aufgestanden wegen der unklaren Straßenverhältnisse. War nicht nötig, also war ich extra früh da. Schade um die halbe Stunde Schlaf. Erster Blick in den Maileingang: eine Mitteilung der Bereitschaft für den Frühdienst über einen nicht erreichbaren Server. Super, die letzte Katastrophe hat genauso angefangen. Eine Einladung des Vorgesetzten zu einem Treffen an diesem Morgen. Mit eingeladen: die Geschäftsführung und der Vorgesetztenstellvertreter. Prima. Drei Götter und ein Sterblicher, das kann was werden. Panik (und das meine ich genauso) macht sich in meinem Kopf breit. Mir ist schlecht. Aber hilft ja nix, also arbeiten. Irgendwann trudelt meine Kollegin ein und erzählt mir, daß sie heute unfreiwillig den letzten Tag da ist. Ich bin fassungslos und geschockt. Wir konnten uns zwar beide nicht besonders leiden, aber vor ihrem Wissen habe ich immer Respekt gehabt. Ihr Weggang reißt eine tiefe Lücke. Dann das Meeting. Mir ist noch nie in meinen fünfzehn Jahren im Beruf so der Arsch aufgerissen worden. Drei Minuten nach Meetingbeginn war ich sicher, am Ende der Termins stünde ich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Vielleicht sogar in einem Stück, da war ich nicht so sicher. Aber alles geht vorbei und o Wunder, am Ende hatte ich sogar noch meinen Job. Allerdings fühle ich mich wie ausgekotzt und breitgetreten. Physisch und psychisch ausgelaugt. Aber das Leben ist kein Ponyhof und deswegen wieder zurück an den Arbeitsplatz und feststellen, daß wir gerade in Störungsmeldungen absaufen. Großartig. Kaum sitze ich, schellt das Telefon. Am anderen Ende: mein Chef. Erster Gedanke: ich kann hingehen und mir meine Kündigung holen. War aber falsch, es ging um was anderes harmloses. Dachte ich. Eine Sache aus dem Meeting hat mir keine Ruhe gelassen, also zu demjenigen, der involviert ist und zu einem Vier-Augen-Gespräch gebeten. Auch nicht erfreulich, aber harmlos. Auf dem Weg zurück den Chef getroffen, der mich in der Zwischenzeit gesucht hat, weil er mit mir sprechen wollte. Haben wir getan, ziemlich unerfreulich. Wieder zurück an den Platz gegangen. Inzwischen war ich fix und fertig. So ähnlich muß sich ein Navy SEAL Anwärter am Ende der Hell Week fühlen. Und es war noch nicht mal halb zwei. Den Rest des Arbeitstages habe ich dann rumbekommen. Auf dem Weg nach Hause ist dann das Auto kaputtgegangen. Nicht ein bißchen, sondern so, daß ich es sofort in die Werkstatt bringen mußte. Ersatzwagen gab es keinen mehr, so daß ich auf das Auto des Pandas angewiesen bin.

Heute morgen. Der Tag beginnt mit der Feststellung, daß ich den Wecker nicht umgestellt und somit auch heute eine halbe Stunde Schlaf verschwendet habe. Zweite Feststellung: kein Müsli da. Frühstück muß also ausfallen. Der morgendliche Blick in die Mailbox präsentiert altbekanntes: eine Einladung des Chefs zum Gespräch. Diesmal allerdings nur wir beide. Da ich mein gesamtes Adrenalin bereits gestern verbraucht habe, bleibt die Panik aus. Statt dessen macht sich leichte Resignation breit. Sollen sie doch tun. Dafür laufen deutlich weniger Störungen als gestern ein. Ist ja auch was, man freut sich auch über Kleinigkeiten. Das Gespräch bringt das Erwartete: eine Abmahnung. Ist nicht schön, hätte aber auch schlimmer sein können. Wie mir der Betriebsrat hinterher mitteilt, verfällt sie auch nach zwei Jahren, wenn man sich nichts weiter zuschulden kommen läßt. Ähnlich wie Punkte in Flensburg also. Da habe ich keine mehr, also sollte das machbar sein. Irgendwann klingelt das Handy: die Werkstatt. Eine Diagnose und ein Kostenvoranschlag wären verfügbar. Die Diagnose: Hydrostößel hödelfröh Nockenwelle gnargenfrz austauschen. Kosten: 1500 Euro. Super. Wenn ich mit der Nachricht jetzt beim Geschäftsführer auflaufe, erreicht unsere Freundschaft ganz neue Höhen. Hilft aber nix, er muß das genehmigen. Erstaunlicherweise tut er das mit einem lapidaren „Hilft nix, muß ja gemacht werden.“.

Morgen geht es weiter. Aber zumindest habe ich den Wecker umgestellt. So als Anfang.

[Update] Kaum war dieser Post geschrieben, schellte es an der Tür. Eine Nachbarin fragte, ob bei uns in der Wohnung auch alle Heizungen kalt seien. Kurzer Check: jawohl, alle Heizungen kalt. Anscheinend ist die Heizung komplett ausgefallen. Paßt ja.

Schlauschiesser

2 Kommentare

Schlauschiesser Veröffentlicht am19:19 - 14. Januar 2010

ojeojeoje… *schluck* das hört sich gar nicht gut an…. Kriegst Du das wieder hingebogen? Also arbeitsmäßig?

    Schlauschiesser Veröffentlicht am07:36 - 15. Januar 2010

    Also laut meinem Chef besteht keinerlei Absicht, sich von mir zu trennen. Die Frage ist: was ist so eine Zusage im Ernstfall wert?
    Im großen und ganzen mache ich einen guten Job. Nicht herausragend exzeptionell, aber gut. Wenn ich damit weiter mache, sollte das eigentlich keine weiteren Probleme geben.
    Andererseits bin ich jetzt der Typ, der schon mal unangenehm aufgefallen ist.

    Ich weiß es auch nicht. Erstmal weitermachen und dann ganz in Ruhe überlegen, was man möchte.