Vier Worte…

Vier Worte…

Nämlich den Überblick über den gestrigen und den heutigen Tag.

Also, mal sehen, ob ich das alles noch zusammenbekomme…

Nachdem mich gestern morgen die Erkenntnis getroffen hatte, daß mir eine sehr kühle Nacht bevorstünde, wenn nicht Notfallmaßnahmen ergriffen werden, sind Sohn und ich also direkt mal zur C&A-Filiale am Kurfürstendamm. Jacken im Juli zu kaufen ist nicht ganz so trivial, da die wenigsten Läden auf solcherlei Anfragen vorbereitet sind. Selbst in einer Weltstadt stößt man mit so einem Begehr an Grenzen. Es blieben zur Wahl Pest (viel Geld ausgeben) oder Cholera (Abstriche machen). Da im Zweifel der Geiz siegt, habe ich eine Outdoorjacke für sehr angenehme 29 Euro erworben. Der in Kauf zu nehmende Nachteil: wenn ich die Arme ausstrecke, wandert das Ärmelende bis knapp unter der Ellenbogen. Naja, eigentlich nur bis zehn Zentimeter über das Handgelenk, aber so klingt es dramatischer. Außerdem ist die Jacke braun, worüber ich im Zweifel aber noch hinwegsehen könnte. Nun denn.

Nach erfolgtem Kauf ging es dann zum ersten (und einzigen) Tagesordnungspunkt: dem Sea Life+Aqua Dom. Die grobe Richtung war klar: Alexanderplatz. Und dann verließen sie uns. Die Spandauer Straße haben wir auch noch gefunden, aber vom Aquarium keine Spur. Aber: da Sohn am Tag eins von den Fahrradtaxen am Brandenburger Tor so sehr angetan war und wir noch eine Vereinbarung hatten, was das Benutzen und Bezahlen eines solchen Gefährts angeht, lag die Lösung auf der Hand. Am Alex (wie wir Berliner sagen) stehen die Geräte nämlich auch zu Dutzenden herum. Also kurze Preisverhandlung („’n Fünfer? Gekauft.“) geführt und los.

Über das Aquarium selber läßt sich nicht viel sagen. Ist eben aus der Kategorie „Kennt man einen, kennt man alle“. Fast deckungsgleich mit dem Ableger in Oberhausen. Nur kleiner. Das Berliner. Und wie in Oberhausen auch führt der Weg zum Ausgang durch den Andenkenladen. Sohn konnte nicht wiederstehen und hat ganze fünf Euro seines Urlaubsgeldes für eine glibberige Qualle hingelegt.

Und auch der Aqua Dom war doch anders als gedacht. Mir schwebte so etwas vor, das eine Wendeltreppe darum herumführt, auf der man dann nach Belieben vorwärtskommt. Weit gefehlt. Man steigt in einen Fahrstuhl, fährt mitten in dem Aquarium hoch und wieder herunter, steigt aus und ist entlassen. Wenn man jetzt Pech hat, sind die ganzen bunten und interessanten Fische gerade auf der anderen Seite des Aufzugs. Aber ich will nicht meckern, man hätte sich auch vorher schlau machen können und so schlecht war es nun auch nicht.

Danach war es Zeit für ein Häppchen (passenderweise ist das erste Lokal, über das man nach Verlassen des Aqua Doms stolpert, ein Sushi-Restaurant) zu essen. Uns erschien der Bäcker nebenan verlockender und auch dem benachbarten Laden mußten wir einfach einen Besuch abstatten. Beim Verlassen trug Sohn ein neues T-Shirt am Leib und eine Tüte am Arm (wichtig!).

Die Mittagspause haben wir essend am Brunnen gegenüber des Roten Rathauses verbracht. Sohn hat seinem neuen Freund der Qualle etwas von der Welt gezeigt und hernach haben wir beschlossen, noch zum Science Center zu fahren, sobald Sohn dem Ruf der Natur gefolgt ist. Er ist da ja etwas pingelig und also sind wir zum Bahnhof in das dortige, von einem Reinigungsdienst betriebene Klo WC-Center (das heißt wirklich so) gegangen. Nicht das ich sie mit solcherlei Details langweilen will, aber wenn ich zur Überschrift zurückwill, muß ich das mit erzählen.

Anschließend sind wir dann in die U-Bahn und wie wir so fahren spricht Sohn die vier Worte des Tages

Wo ist die Tüte?

Er ist sofort von selber drauf gekommen. Auf dem Klo WC-Center, in der Kabine, wo er sie abgestellt hatte (sehen Sie? Deswegen war es wichtig). Dann folgte das Drama „Da ist meine Qualle drin! Die sehe ich nie wieder! Und mein Drachenshirt! Mein allerliebstes T-Shirt!“ komplett mit zitternder Unterlippe, überlaufenden Augen und von ganz unten hochgeholten *BUHUHUs*. Ein ganzer U-Bahn-Waggon zerfloß vor Mitleid und mir zerfloß das linke Hosenbein, weil Sohn seine Tränen und anderes unaussprechliches daran trocknete. Um dieses gebrochene Menschlein wieder auf den Damm zu bekommen und Schaden von seiner zerbrechlichen Kleinkinderseele zu wenden und den Rest meiner Hose zu retten, sind wir sofort an der nächsten Haltestelle raus, in die U-Bahn der Gegenrichtung und zum Klo WC-Center gespurtet. Die Dame dort empfing uns mit einem wissenden Lächeln und der Tüte in der Hand.

Ich merke, ich komme ins Schwafeln. Deswegen der Rest in Fast Forward:

auf den Schreck ein Eis geholt und auf der Suche nach einem geeigneten Platz festgestellt, das auf dem Alexanderplatz ein Festival stattfindet. Voller Verblüffung diesem Herrn hier gelauscht. Auch wenn es gar nicht nicht meine Art von Musik ist, so bin ich doch hingerissen von der Art und Weise wie sie zustandekommt. Alles was zu hören ist, erzeugt der Mann mit seiner Stimme. Verblüffend. Sohn hat getanzt!

Zurück zum Hotel, noch ein wenig ausruhen vor dem Hauptevent der Woche.

Um kurz nach acht dann los in Richtung Flughafen Tempelhof. Alles gar kein Thema, wir waren um viertel vor neun vor Ort. Auf dem riesigen Gelände haben wir unsere Plätze problemlos gefunden und weil noch Zeit war, sind wir noch ein wenig herumgelaufen. Erster Eindruck: schei**, ist das groß hier. Zweiter Eindruck: wenn der Veranstalter schlau ist, verdoppelt er beim nächsten Mal die Zahl der Freßbuden. Mindestens.

Um neun ging es dann los mit den Berliner Symphonikern. Klassik mag ich gern, von daher hatte ich mich auch auf diesen Teil gefreut. Auch Sohn kann mit dieser Art Musik was anfangen und war angetan.

Dann zum eigentlichen: dem Feuerwerk. Hier erspare ich mir die Worte und stelle zwei Videos ein, die das Geschehen wiedergeben.

Die Hanabis:

Und das Abschlußfeuerwerk:

Der Knall, als die beiden letzten Hanabis explodiert sind war für sich schon ein Erlebnis. Erst fühl-, dann hörbar. Sohn war vollkommen hin und weg.

Was dann weniger schön war, war der Heimweg. Immerhin 55.000 Menschen machten sich auf und die meisten versuchten, irgendwie in die U-Bahn zu kommen. Das war schon hardcore. Aber am Ende hat doch alles funktioniert und wir waren um kurz nach Mitternacht wieder im Hotel. Sohn hat schon geschlafen, noch bevor ich aus dem Bad vom Zähneputzen zurück war.

Sollte diese Pyromusikale nochmal stattfinden, sind wir wieder da. Dann aber zur Hauptveranstaltung am Samstag. Vielleicht läßt sich sogar der Panda breitschlagen.

Schlauschiesser

1 Kommentar bisher

So einfach? « Schlauschiesser Veröffentlicht am13:03 - 12. Juli 2009

[…] erwähnt, hatte ich ja eine Jacke kaufen müssen, um bei der Pyromusikale einigermaßen warm zu bleiben. […]